Gelächter beim Marschbahngipfel

Bei einer Diskussion in Niebüll machen viele Pendler ihrem Unmut über die schlechte Sylt-Verbindung Luft

Verkehrsminister Bernd Buchholz redet sich in Rage. Der FDP-Politiker sitzt mit Vertretern von DB Regio, DB Netz und anderen auf dem Podium beim zweiten Marschbahngipfel in Niebüll. Er ist unzufrieden mit der DB Regio, dem Betreiber auf der Marschbahnstrecke zwischen Hamburg und Westerland. Seit Langem gibt es dort schon Probleme mit Zugausfällen, Verspätungen und zu wenig eingesetzten Waggons.

Die DB Regio pflege das Wagenmaterial und die Loks nicht genug, wettert der Minister. Ein vernünftiges Personalkonzept liege nicht vor. Zu oft fielen Züge aus, weil Lokführer fehlten. Er höre immer die Erklärungen, „aber ich bin nicht mehr bereit, das zu akzeptieren“. Es gebe kein Kapazitätsproblem, sondern ein Qualitätsproblem. Eigentlich seien die Fahrzeuge ja da, aber praktisch führen sie nicht.

Er wolle das mal klar sagen. „Wer sich um einen solchen Verkehrsvertrag bewirbt, muss auch in der Lage sein, die vertraglich geforderten Leistungen zu erbringen“, sagt Buchholz. Wer dies nicht sei, müsse irgendwann in der Konsequenz damit rechen, dass ihm zumindest teilweise Leistungen gekündigt würden. Bereits am Dienstagvormittag hatten die Jamaika-Regierungsfraktionen in Schleswig-Holstein beschlossen, Bahnnetze nur noch an zuverlässige Betreiber vergeben.

Buchholz spricht an diesem Abend vielen der rund 350 Menschen, die zu der Veranstaltung in Niebüll gekommen sind, aus der Seele. Nicht wenige machen ihrem Unmut Luft. Vor allem Torsten Reh von der DB Regio steht im Fokus: Seine Erklärungsversuche für die Lage interessieren im Saal scheinbar kaum jemanden. Immer wieder wird er von Pfiffen, Zwischenrufen und sogar ungläubigem Gelächter unterbrochen.

„Warum gibt es in der Stoßzeit immer nur vier Waggons, in die sich alle Pendler quetschen müssen“, fragt eine Pendlerin aus Husum. „Das ist untragbar! Wir stehen auf den Gängen eng an eng wie Vieh.“ Andere Pendler beschweren sich über mangelnde Kommunikation, unwissende Lokführer, ungenügende Wartehäuschen und Rollstuhlfahrer, die auf den Bahnsteigen stehen gelassen werden.

Immer wieder weist Buchholz auf die unübersichtlichen Strukturen, Zuständigkeiten und Ansprechpartner bei der Deutschen Bahn hin. Es fehle einer an der Konzernspitze, der sich wirklich für alle Teile verantwortlich fühle und eine Lösung finden wolle. Sagt er und erntet Applaus. (dpa)