„Sechstklässler“ im Weißen Haus

Ein Buch des Star-Reporters Bob Woodward beschreibt Donald Trump als vollkommen inkompetent

Von Bernd Pickert

Schon eine Woche vor seinem offiziellen Erscheinen hat ein neues Buch über das Innenleben des Weißen Hauses für Aufregung gesorgt. Kein Wunder, denn der Autor ist Bob Woodward, einst zusammen mit Carl Bernstein einer der zwei Journalisten, die durch die Aufdeckung des Watergate-Skandals den damaligen US-Präsidenten Richard Nixon 1974 zum Rücktritt zwangen.

In seinem Buch „Fear: Trump in the White House“ (Angst: Trump im Weißen Haus) beschreibt Woodward detailreich, wie der US-Präsident selbst seine engsten Berater um den Verstand bringt, wie sie immer wieder versuchen, ihn vor sich selbst zu schützen und daran immer wieder scheitern. Gary D. Cohn etwa, bis März diesen Jahres Trumps Wirtschaftsberater, habe ihm einmal einen Brief vom Schreibtisch geklaut, mit dem Trump aus einem Handelsvertrag mit Südkorea aussteigen wollte, bevor Trump ihn unterzeichnen konnte. Der Präsident habe nichts bemerkt. Trump bestreitet die Episode.

Stabschef John Kelly habe Trump bei einem Meeting einen „Idioten“ genannt. Das Weiße Haus sei ein Irrenhaus geworden, habe er gestöhnt und über Trump gesagt: „Es ist sinnlos, ihn von irgendetwas überzeugen zu wollen. Er ist völlig neben der Spur.“ Und im Anschluss an eine Sitzung des Nationalen Sicherheitsrates habe Verteidigungsminister Jim Mattis geklagt, der Präsident habe das Verständnisvermögen eines Fünft- oder Sechstklässlers.

Woodward betont, das Buch sei das Ergebnis von Hunderten Stunden von Interviews mit direkt beteiligten Personen. Allerdings habe er allen zugesichert, sie nicht als Quellen zu nennen. Dafür ist Woodward bekannt: Die Identität des FBI-Ermittlers Mark Felt, seines wichtigsten Informationsgebers im Watergate-Skandal, gab er erst preis, als Felt sich 2005, wenige Jahre vor seinem Tod, selbst outete.

Immer wieder wird in dem Buch deutlich, wie sehr die Russland-Ermittlungen des Sonderermittlers Robert Mueller Trump beschäftigen. John Dowd, der Trump einige Monate lang als Anwalt zum Umgang mit den Ermittlungen beriet, habe mit Trump ein mögliches Verhör durch Mueller nachgespielt. Trump habe sich vollkommen in Widersprüche verstrickt, sei schließlich ausgerastet und habe gesagt, er wolle nicht aussagen. Seither riet im Dowd auch dezidiert davon ab und unterrichtete Muel­ler auch davon: Er könne nicht zulassen, dass Trump wie ein Idiot aussehe und womöglich noch einen Meineid begehe, habe Dowd Mueller gesagt.

Aus dem Weißen Haus wurde das Buch umgehend als ein weiteres Machwerk ausgedachter Geschichten bezeichnet. Die Washington Post veröffentlichte die Aufzeichnung eines Telefongespräches zwischen Trump und Woodward: Woodward bedauert dabei, dass Trump auf seine Interviewanfragen nie reagiert habe. Trump sagt, es sei also „ein weiteres schlechtes Buch“, in dem sicher das Wichtigste nicht enthalten sei: „Niemand hat je einen besseren Job als Präsident gemacht als ich.“