das portrait
: Roderich Römhildgibt der Evolution Kontra

Mit 25 Jahren schon die Evolution ausgetrickst: Roderich RömhildFoto: Philipp Dirksen

Es sind die großen Fragen, die Roderich Römhild beschäftigen. Das liegt in der Natur der Sache, schließlich ist er Evolutionsbiologe. Trotzdem stapelt er tief. Er müsse seine Idee erst einmal verbreiten und klinische Studien müssten zeigen, dass seine Methode wirklich funktioniert, sagt Römhild. Und das, obwohl er mit gerade einmal 25 Jahren der Evolution ein Schnäppchen geschlagen haben könnte.

In den vergangenen vier Jahren hat der Kieler Antibiotikaresistenzen von Bakterien erforscht. Denn Resistenzen sind nichts anderes als das Ergebnis von Evolution: Bakterien werden mit Medikamenten behandelt und reagieren. Sie sterben ab, entwickeln im Laufe der Zeit aber auch Resistenzen, die die Antibiotika unwirksam und die Betroffenen zum Teil schwer krank machen. „Solche Resistenzen können sich so schnell entwickeln, man kann den Bakterien im Labor dabei zusehen“, sagt Römhild. „Das ist Evolution in Aktion.“

Mit einer Forschungsgruppe untersuchte Römhild die Resistenzen des Bakteriums Pseudomonas aeruginosa. Es ist für etwa zehn Prozent der Krankenhausinfektionen in Deutschland verantwortlich und wurde von der Weltgesundheitsorganisation auf die Prioritätenliste gesetzt. Römhild behandelte den Keim mit bekannten Antibiotika, wandte aber andere Medikamentenkombinationen an und änderte die Zeitabstände der Behandlung. Im Ergebnis entwickelte er eine Methode, die die Bakterien deutlich langsamer Resistenzen entwickeln ließ.

Seine Forschungsergebnisse verschafften Römhild seinen Doktortitel. Aus seiner Sicht ist der Gewinn aber noch viel größer. „Solche Evolutionsexperimente können auch Antworten auf ökologische Probleme liefern“, sagt er. Beispielsweise sei die Umwelt zunehmend durch Antibiotika belastet. Römhild beendet nun aber erst einmal sein Masterstudium. Das begann er, ganz zeitökonomisch, parallel zu seiner Doktorarbeit. Anschließend wird er für eineinhalb Jahre an der Universität von Uppsala forschen. Und dann, mal sehen. „Ich liebe die Natur“, sagt der passionierte Vogelbeobachter und Orchideenfreund. Bevor er sich mit Antibiotikaresistenzen beschäftigt hat, forschte er an Sonnenblumen. Marthe Ruddat