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: „Keep calm and speak Catalan“

In Berlin gibt es wieder eine katalanische Botschaft. Das passt nicht allen.

Wäre Katalonien eine Band, sie würde wohl allein durch Fan-Merchandise gut verdienen: „Keep calm and speak Catalan“ trägt an diesem Mittwochabend etwa eine Frau auf ihrem T-Shirt. Von den Schultern ihrer Gesprächspartnerin baumelt ein Jutebeutel mit dem Porträt der inhaftierten früheren Parlamentspräsidentin, darüber der Schriftzug „Free Carme Forcadell“. Sogar das auf dem Boden krabbelnde Kleinkind hat eine Art Button mit den Worten: „Sóc català“ – „Ich bin Katalane“.

In den Räumen in der Friedrichstraße haben sich die Überzeugten gesammelt, schließlich feiern die Anwesenden die Eröffnung der Katalanischen Vertretung in Berlin. Pardon: Wiedereröffnung. Marie Kapretz, die Vertreterin der katalanischen Regierung in Deutschland, hatte schon früher hier ihren Arbeitsplatz. Doch dann kam Kataloniens Unabhängigkeitsreferendum. Spaniens Regierung in Madrid setzte infolge die nordspanische Region unter Zwangsverwaltung – und machte in diesem Zug auch die katalanischen Auslandsvertretungen dicht.

Aber das soll nun nach acht Monaten Schließung passé und die deutsche nur die Erste der Vertretungen sein – nächste Woche wird etwa der Sitz in London wieder eröffnet. „Hier sind wir wieder“, begann am Mittwoch auch Ernest Maragall seine Rede, der in Kataloniens Regionalregierung für die Außenpolitik zuständig ist. Er betonte in Berlin, sich mit den Vertretungen nicht als Gegner Spaniens darstellen zu wollen: „Wir sind kein Feind.“ Aber er sagt auch: „Wir wollen präsent sein, wir wollen repräsentieren und beeinflussen.“

Fragt sich nur, wie lange Kataloniens Vertreter dafür Zeit haben, denn aus Madrid drohen erneut Querelen: Spaniens Außenminister Josep Borrell, der selbst aus Katalonien stammt, hat bereits angekündigt, rechtlich gegen die Auslandsvertretungen vorzugehen. Denn die Regionalregierung habe nicht die erforderlichen Schritte des Verfahrens eingehalten, dass sie vor Eröffnung einer neuen Vertretung durchlaufen müsse. Barcelona allerdings ist der Auffassung, es sei ja nur eine Wiedereröffnung, und das Vorgehen in dieser Art deshalb nicht notwendig.

Könnte es also für die Gäste in Catalunya-Kluft nicht nur der erste, sondern gleich auch einer der letzten Abende in der Friedrichstraße sein? Kapretz sagt, sie wisse nicht, wie die nächsten Schritte Madrids aussähen. „Ich möchte gern meine Arbeit tun, und ich möchte sie in Ruhe tun.“ Eva Oer