heute in bremen
: „Regionale Möglichkeiten ausschöpfen“

Foto: privat

Maria Reinhold, 37, arbeitet beim Amt für Soziale Dienste und ist seit fünf Jahren bei Attac.

Interview Sara Rahi

taz: Frau Reinhold, Sie feiern mit Attac heute Sommerfest. Auf rechter Seite finden sich auch immer mehr Globalisierungsgegner. Wie unterscheiden sich Attacs Forderungen?

Maria Reinhold: Nehmen wir die EU als Beispiel. Wir kritisieren den wirtschaftlich ausgerichteten Fokus der EU unter anderem, weil die Konkurrenz der EU-Staaten zu rechten Spaltungstendenzen führt, wie wir ja derzeit beobachten können. Die Idee eines europäischen Staatenverbundes befürworten wir, ebenso wie den freien Personenverkehr – anders als rechte Globalisierungsgegner.

Welche Werte sollen Ihrer Ansicht nach der Wirtschaft zugrunde gelegt werden?

Solidarität, Gerechtigkeit und ökologische Nachhaltigkeit. Wir von Attac wünschen uns eine Wirtschaftsform, die es ermöglicht, dass Menschen friedlich und solidarisch zusammen leben, ohne dabei die Umwelt zu zerstören.

Was kritisieren Sie an der aktuellen Wirtschaftsform?

Den Konzernen wird zu viel Spielraum gelassen. Sie können zu frei agieren, zum Nachteil der Umwelt, auf Kosten der Arbeiter*innen- und Menschenrechte. Die Art, wie internationaler Handel stattfindet, führt soweit, dass es mittlerweile Länder gibt, die nicht mehr in der Lage sind, ihre eigene Bevölkerung mit Nahrungsmitteln zu versorgen. Verantwortlich dafür ist eine Politik des sogenannten Freihandels, die Wirtschaft dereguliert und Interessen von Unternehmen und Konzernen priorisiert.

Was müsste sich verändern?

Attac Sommerfest, Themen und Aktionen, Poetry Slam, Musik und Tanz: Theatersaal Zionsgemeinde (Kornstraße 31, Bremen), Sa, 18 Uhr

Die Politik muss eine stärkere Position einnehmen. Es ist die Aufgabe der Regierungen, verbindliche und soziale Rahmenbedingungen festzulegen für die Wirtschaft. Auch muss das Ausmaß des globalen Handels grundsätzlich kritisch hinterfragt werden.

Aber geht der wirtschaftliche Austausch zwischen Staaten nicht auch mit kultureller Annäherung einher?

Wir fordern ja nicht, den Handel zwischen Staaten gänzlich abzuschaffen. Vielmehr geht es uns darum, regionale Möglichkeiten in ökologisch nachhaltiger Weise voll auszuschöpfen.