FC Bayern, Erdoğan

Konservative Revolution: Wer Rad fährt, erlebt was

Schon beeindruckend, mit welcher Chuzpe Autoindustrie und Politik die Folgen der kriminellen Dieselaktivitäten auf die Käufer von Fahrzeugen abwälzen, die dachten, sie hätten umweltfreundliche Vehikel gekauft. Der dafür mitverantwortliche Minister Dobrindt ist jetzt anderweitig beschäftigt, zum Beispiel mit dem Ausrufen einer konservativen Revolution. Dass die konservative, weil Luft, Umwelt und Mensch bewahrende Fahrradrevolution bereits im Gange ist, hat der Mann nicht mitbekommen. Wen wundert’s.

In Berlin fahren immer mehr Menschen mit dem Fahrrad. Doch auch der rot-rot-grüne Senat lässt diesbezüglich politische Weitsicht vermissen. Es gibt keine Fahrradhighways, auf denen man schnell die Stadt von West nach Ost und von Nord nach Süd durchradeln könnte. Jeden Morgen schlängele ich mich also auf Wegen von Mitte nach Kreuzberg, auf denen ich wenig Kontakt mit Autos, aber viel mit Menschen habe. Zum Beispiel Angela Merkel, an der ich eines Morgens vorbeirauschte, als sie in ihre Limousine stieg, ich vermute, ein Diesel.

Gestern stoppte mich eine Absperrung. Ein freundlicher Polizist erklärte, das Gebiet sei weiträumig abgesperrt. „Wegen Erdoğan?“, fragte ich. „Staatsbesuch“, nickte der Polizist. Also weiter über die Charlottenstraße. Vor dem Regent Berlin ein kleiner Aufruhr. Fotografen versuchen die Aufmerksamkeit von Männern zu erheischen, die einem Bus entsteigen. Der FC Bayern ist in der Hauptstadt, Spiel gegen Hertha.

So was erlebt man nicht im SUV. Nur die Luft könnte besser sein. Ulrich Gutmair