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: Hunderte Tote nach Erdbeben und Tsunami in Indonesien

Die Zahl der Todesopfer nach der Katastrophe auf der Insel Sulawesi könnte in die Tausende gehen, da noch nicht alle betroffenen Gebiete erreicht wurden. Tsunamiwarnung kam nicht an

Das Neue

Die indonesische Insel Sulawesi ist am Freitag nach zwei starken Erdbeben von einem Tsunami mit einer Wellenhöhe von bis zu sechs Metern heimgesucht worden. Es gab mehrere Hundert, wenn nicht Tausende Todesopfer. Das Ausmaß der Katastrophe wird erst langsam klar. Die Behörden gaben die Zahl der Toten am Sonntag mit 832 an, am Vortag war es noch die Hälfte gewesen. Noch immer sind große Teile der Region wegen zerstörter Straßen und Brücken nicht erreicht worden. Allein in der schwer getroffenen 350.000-Einwohner-Stadt Palu, Hauptstadt der Provinz Zentralsulawesi, wurden 821 Tote gezählt. Dort sind ein Einkaufszentrum, ein Krankenhaus und eine Moschee stark beschädigt.

Der Kontext

Als Auslöser des Tsunamis gilt ein Erdrutsch auf dem Meeresboden, der auch das Erbbeben ausgelöst haben soll. Da Palu am Ende einer spitz zulaufenden Bucht liegt, verstärkt die Geografie eine Flutwelle, wenn sie in die Bucht spült.

Indonesien liegt auf dem sogenannten pazifischen Feuerring, einer Kette von Vulkanen. Dort stoßen die eurasische, die pazifische und die indo-australische Erdplatte zusammen. Die Region gilt als eine der aktivsten geologischen Zonen der Welt, in der es regelmäßig zu Erdbeben und Vulkanausbrüchen und gelegentlich zu Tsunamis kommt.

Zu Weihnachten 2004 starben bei einem Tsunami vor der Küste Sumatras am Indischen Ozean 230.000 Menschen, 165.000 von ihnen in Indonesien. Zuletzt trafen Erdbeben die indonesische Ferieninsel Lombok. Dort starben im August rund 500 Menschen.

Die Reaktionen

Direkt nach dem Erdbeben gab es eine Tsunamiwarnung für die betroffene Region. Kritiker sagen, diese Warnung sei viel zu früh wieder aufgehoben worden. Ein zuständiger Beamter erklärte jedoch, für Palu hätten überhaupt keine Daten vorgelegen, weshalb es keine andere Wahl gegeben habe, als die Warnung wieder aufzuheben. Inzwischen hat Indonesiens Militär Tausende Soldaten in das Katastrophengebiet geschickt. Sie sollen Überlebende retten, Opfer bergen und beim Aufräumen helfen. Hilfsorganisationen rufen zu Spenden auf. Noch am Sonntag wollte Indonesiens Präsident Joko Widodo nach Zentralsulawesi reisen.

Die Konsequenz

Die Katastrophe hat eine Diskussion über das Tsunami-Frühwarnsystem ausgelöst. Nach dem Tsunami 2004 war an der indonesischen Küste unter anderem mithilfe des Geoforschungszentrums Potsdam ein solches Warnsystem eingerichtet worden. Nach Angaben der Potsdamer Wissenschaftler gab es bereits fünf Minuten nach dem Beben eine Tsunamiwarnung. Doch hat diese die Menschen in der betroffenen Region offensichtlich nicht erreicht.

Da Indonesien zunächst mit der Rettung möglicher Überlebender und der Bergung der Toten beschäftigt ist, dürfte eine ernsthafte Diskussion über Konsequenzen erst danach einsetzen. Zunächst ist auch zu klären, warum die Warnung nicht ankam. Sven Hansen