das ding, das kommt
: Powernapping für Lebensmüde

Irgendwann drin liegen zu müssen: für die meisten ein Schrecken. Beim „Happy Dying“ aber wird der Sarg zum Raum für eine glückliche Auszeit. In Hamburg kommt das Theater ums Sterben nun ins Theater Foto: Dirk Godder/dpa

Eine schmerzhafte, einsame, Furcht erregende Angelegenheit, dieses Sterben. Davon jedenfalls gehen die meisten aus: Das Ende des Lebens ist ein Schrecken – und den jagt es einem auch gehörig ein. Für diejenigen, denen es unausweichlich vor Augen steht, ist es aber so gruselig nicht unbedingt – wollen jedenfalls US-amerikanische Forscher*innen im vergangenen Jahr herausgefunden haben. Letzte Worte und Blog-Posts von zwei Gruppen von Totgeweihten – unheilbar Kranken und Insassen von Todestrakten – haben sie untersucht. Und folgern, dass Menschen im Angesicht des Unvermeidlichen viel positiver gestimmt sind als gemeinhin angenommen. Statt über Angst, Furcht und unangenehme Gefühle schreiben sie vor allem über Liebe und Glück.

„Happy Dying“ heißen auch die Kurse, in denen Menschen sich für umgerechnet 36 Euro in Südkorea für eine kleine Auszeit vom Leben selbst bestatten können. Ihr Leben nämlich wird von vielen Südkoreaner*innen zunehmend als stressig und auch sonst höchst unangenehm empfunden – und immer häufiger durch die eigene Hand beendet. Wer würde sich da nicht an einen Veranstalter wenden, der sich „Beautiful Life“ nennt?

Beim „fröhlichen Sterben“ tragen die Lebensmüden zum Abschluss eines vierstündigen Seminars ein mit Trauerrand verziertes Foto vor sich her und steigen im Keller eines buddhistischen Tempels in einen Sarg, der schließlich mit zwei Hammerschlägen aufs Holz symbolisch vernagelt wird. 15 Minuten Zeit haben sie dann, um über ihr Leben und ihre Beziehung zum Tod nachzudenken. Endlich mal was Sinnvolles tun in diesem sterbenslangweiligen Leben!

Selbstbestattung zum Zweck der Selbstfindung: Das fanden die Hamburger Theatermacherinnen Anja Kerschkewicz und Anne Brammen so krude und zugleich paradigmatisch für unsere von Leistungsdruck gebeutelte Zeit, dass sie das Theater ums Sterben kurzerhand als interaktive Rauminstallation ins, nun ja, eben Theater verlegt haben. Dort aber geht’s natürlich um weit mehr als ums postlebendige Herumliegen: um die (Gedanken-)Reise in die Fremde und den Abschied vom gewohnten Selbst. Robert Matthies

„Place to be. Ein Ort für Trauer, Transformation und Utopie“: Premiere am Do, 11. 10., 18.30 Uhr, Hamburg, Lichthof. Weitere Termine: 11. 10., 21 Uhr, 12./13./14. 10., 18.30/21 Uhr