heute in bremen
: „Kompromisslos, hart oder militärisch“

Foto: Anne Ulbricht

Sarah Fricke, studiert Integriertes Design im Studio für Kultur und Identität an der Hochschule für Künste.

Interview Lea Schweckendiek

taz: Frau Fricke, welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede haben Sie in der Machtdarstellung von Putin und Trump wahrgenommen?

Sarah Fricke: In Trumps Wahlkampf 2016 haben mich viele Narrative an die Selbstdarstellung Putins erinnert. Es standen Attribute im Mittelpunkt, die auf eine traditionelle Idee von ‚männlich‘ zurückgehen: Kompromisslosigkeit, Härte oder Militarismus. Die Unterschiede macht vor allem aus, dass beide ihre Darstellung an die Historie ihres Hoheitsgebietes anlehnen. So setzt Trump mehr auf den American Dream, auf Erfolg und Reichtum als Qualitäten. Putin gibt sich dagegen militärischer, soldatischer.

Wie fotografieren Sie „Macht“?

Ich habe versucht, im öffentlichen Raum Entsprechungen für die Selbstdarstellung der Machthaber zu finden. Mir stellte sich die Frage, was einen Trump oder einen Putin attraktiv für die Bevölkerung macht, auf welcher Situation oder Stimmung sie ihre Inszenierung aufbauen und wer die Menschen sind, die sich mit Trumps Werten identifizieren.

Welche Orte haben Sie dafür besucht?

In Amerika habe ich die Counties besucht, in denen Trump mehr als 90 Prozent Zustimmung bei der Wahl hatte. In Russland habe ich mich auf repräsentative Orte konzentriert: Moskau als Zentrum der Macht oder die Patriotic Parcs, die Putin zu Propagandazwecken eröffnet hat, aber auch Sibirien mit einer enorm hohen Zustimmung für Putin.

Wie kann man sich das in einem Bild vorstellen?

Ausstellungseröffnung „About blue, white and red –Aesthetics of power“, 19 Uhr, Galerie der Hochschule für Künste, Dechanat-straße 13–15.

Die Situation zu einem Foto aus Russland ist mir besonders in Erinnerung geblieben: Vor der Kulisse des neuen russischen Finanzzentrums üben junge Menschen das Marschieren für die Feier zum 9. Mai, die vor allem eine starke militärische Inszenierung ist. Für mich ergibt sich hier bildlich das Paradoxon, das ich in Russland erlebt habe: Die Darstellung des Militärs erinnert an die Ästhetik der Selbstdarstellung in der Sowjetunion, im Hintergrund aber findet sich das Bild eines neuen, modernen Russlands im Rahmen einer globalisierten Welt.

Wie bilden Sie die Situationen ab?

Ich habe versucht, die Macht außerhalb der durchschnittlichen medialen Darstellung der Machthaber festzuhalten, Motive zu finden die vom offensichtlichen abweichen.