das portrait
: Harry Glawe mag es vertraut

Soll einem Parteifreund einen Posten zugeschanzt haben: Harry Glawe Foto: dpa

Das könnte eng werden für Harry Glawe (CDU). Kurz vor Eintritt ins Rentenalter wackelt der Stuhl des 64-jährigen Wirtschaftsministers von Mecklenburg-Vorpommern noch einmal gewaltig. Der Grund: Glawe soll einem Parteifreund aus seiner Heimatstadt Grimmen einen lukrativen Posten im Koordinierungsreferat seines Ministeriums zugeschanzt haben – ganz ohne vorgeschriebene Ausschreibung und Auswahlverfahren samt Bewerbungsgespräch. Das bestätigte das Ministerium auf Anfrage.

Es habe nur ein hausinternes Interessensbekundungsverfahren gegeben. Warum aus diesem gerade ein externer Bewerber hervorging, darüber klärt dass Ministerium nicht auf. Laut der Allgemeinen Laufbahnverordnung des Bundeslandes, darf der Minister nur bei der Besetzung von zwei Positionen, die ein besonderes Vertrauensverhältnis erfordern, auf eine Ausschreibung verzichten: wenn es um die Position seines Büroleiters und seines persönlichen Referenten geht. Vom Koordinierungsstab ist in der Verordnung nicht die Rede.

Laut NDR-Informationen ist der neue, handverlesene Mitarbeiter Berufsanfänger und ein ehemaliges Vorstands-Mitglied der Jungen Union. Der Personalrat fühlt sich bei der Personalie übergangen, die gerade erst im Mai gewählte Vorsitzende legte aus Protest ihr Amt nieder – ihr Posten ist noch vakant.

Glawe, der auch das Gesundheitsressort des Landes leitet, stand in den vergangenen Monaten bereits mehrfach auf der Kippe. Nach einer für die CDU verlorenen Landratswahl in Vorpommern-Rügen, dem Wahlkreis von Angela Merkel, in dem er CDU-Kreischef ist, musste er sich Rücktrittsforderungen auch von seinen Parteifreunden gefallen lassen. Und CDU-Landeschef Vincent Kokert deutete bereits im Juli an, auf Sicht eine Kabinettsumbildung vornehmen zu wollen, bei der mindestens einer der drei CDU-MinisterInnen ersetzt werde – und vieles deutet darauf hin, dass er Glawe gemeint hat. Da der Diplomkrankenpfleger in knapp zwei Monaten 65 wird, dürfte seine Zeit als Ressortchef ohnehin so langsam ablaufen. Marco Carini