Stephanie Grimm
hört auf den Sound der Stadt
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Der Herbst kommt wohl irgendwann wirklich. Zumindest einen positiven Nebenaspekte dürfte das haben: Nach pickepackevollen Monaten darf man sich auf eine entspanntere Taktung einschwingen. Wer könnte bei dieser Einnordung schöner helfen als das sympathische Americana-Karohemd Kurt Vile & The Vio­lators am Donnerstag im Huxley’s. In seinen leichtfüßigen wie abgehangenen Slacker-Songs steckt Tom Petty, und Pavement und Velvet Underground reichen Bruce Springsteen die Hand (18. 10., 20 Uhr, Hasenheide 107–113).

Donnerstag beginnt zudem das „100 Jahre Copyright“-Festival im HKW. Das Programm veranschaulicht, dass um geistiges Urheberrecht nicht nur gestritten werden kann, sondern dass man sein Versagen bisweilen sogar feiern darf – etwa wenn kreative Umgehung des Copyrights zu neuen Kunstformen führt, durch Sampling zum Beispiel. Tagsüber gibt es Filme, Panels und Diskussionen über Stärken und Schwächen der rechtlichen Konzepte. Abends folgt dann die praktische Anschauung. Den Auftakt macht am Donnerstagabend Den Sorte Skole, ein Duo, das ausschließlich mit Quellenmaterial aus allen Ecken der Welt arbeitet, später am Abend folgt ein Mash-up-Set von DJ Hans Nieswandt (ab 20 Uhr, John-Foster-Dulles-Allee 10, 13, ermäßigt 10 Euro, Festivalpass 30 Euro). Auch das Programm an den folgenden Abenden lohnt sich, etwa wenn die Rhythmusexperten Mark Ernestus & Tikiman am Samstag um 21 Uhr vorführen, wie beim Dub mit Wiederholung und Variation gearbeitet wird.

Am Freitag treten dann mit James K & Alobhe zwei Künstlerinnen im Roten Salon der Volksbühne auf (22 Uhr, Rosa-Luxemburg-Platz, 12 Euro), für die – zumindest im Fall der New Yorker Künstlerin James K – die Technik des Samplens für den so organischen wie kühl-elektronischen Sound ebenfalls eine zentrale Rolle spielt. Neben schief stolpernden Rhythmen und enigmatischem Gesang.

Jeweils ganz eigene Klangwelten haben auch Molly Nilsson und Connan Mockassin geschaffen. Nilsson, einstige Garderobenfrau im Berghain, verbindet billige Beats mit herzschmerzigem Gesang, einem eigenwilligen Artwork und einer sehr kühlen Aura. Sie erforscht am Sonntagabend im Heimathafen Neukölln (21 Uhr, Karl-Marx-Str. 141, 11,80 Euro) und auf ihrem neuen Album „2020“ die nahe Zukunft unserer heiklen Gegenwart. Mockassin, der bei seinen letzten Berlinbesuch mit seinem psychedelischen Lounge-Pop große Glückswallungen beim Publikum freisetzte, besucht mit einem Konzeptalbum plus Film das Babylon Mitte (21 Uhr, Rosa-Luxemburg-Platz, ausverkauft).