Ade, Deutschland

Die Zahl der „Rückkehrer“ in die Türkei ist bisher nicht auffällig groß, aber sie ist zuletzt gestiegen

2,9 Millionen Menschen in Deutschland haben einen türkischen Migrationshintergrund. Darunter fallen laut Definition des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (Bamf) Personen, die entweder selbst nicht mit deutscher Staatsangehörigkeit geboren wurden oder ein Teil ihrer Eltern. Gemeint sind somit nicht nur Eingewanderte und Eingebürgerte, sondern auch ihre Nachkommen mit deutscher Staatsangehörigkeit. Weniger als die Hälfte der Menschen mit sogenanntem türkischem Migrationshintergrund ist selbst eingewandert. Den Großteil bilden in Deutschland geborene Menschen der zweiten und dritten Generation.

Turkodeutsche stellen mit 16,7 Prozent die größte Gruppe innerhalb der Bevölkerung mit Migrationshintergrund. Fast die Hälfte von ihnen hat laut Statistischem Bundesamt die türkische Staatsbürgerschaft. Die letzte genaue Erfassung des Anteils mit doppelter Staatsbürgerschaft liegt allerdings schon sieben Jahre zurück: 2011 wurden insgesamt 530.000 Personen mit einem türkischen und einem deutschen Pass gezählt.

Statistische Angaben zu dem Einwanderungs- und Auswanderungsverhalten von Türkeistämmigen sind im Migrationsbericht des Bamf aus dem Jahre 2015 zu finden. Demnach zogen 2014 mehr als zwei Millionen Menschen in die Bundesrepublik, 33.000 von ihnen aus der Türkei (1,5 Prozent). Häufig handelte es sich hierbei um Familienzusammenführungen, zunehmend jedoch auch um die Einwanderung von sogenannten Fachkräften. Ausgenommen ist in dieser Statistik die Zahl der Asylanträge.

Mehr Rückkehrer aus der Türkei

Nahezu kontinuierlich ist laut Migrationsbericht die Zahl der deutschen Rückkehrer*innen aus der Türkei gestiegen. 2015 waren es mit rund 4.700 Personen 10 Prozent mehr als im Vorjahr. Laut der deutsch-türkischen Stiftung Tavak sind zwischen 2006 und 2016 fast 130.000 Menschen mit türkischer Staatsbürgerschaft oder Deutsche mit türkischem Mi­grationshintergrund nach Deutschland zurückgekehrt. Begründet wird dies mit wachsenden wirtschaftlichen und politischen Konflikten in der Türkei.

Laut Bamf sind jedoch parallel dazu auch die Fortzüge in die Türkei angestiegen: Im Jahr 2015 waren es rund 30.500, davon 6.750 deutsche Staatsbürger*innen. Wie hoch hierbei der Anteil an Menschen mit türkischem Migrationshintergrund ist, sei laut Bamf aus der Wanderungsstatistik nicht herauszulesen.

Für die „freiwillige Rückkehr“ von Türkeistämmigen stellt das Bamf unterschiedliche Beratungsangebote bereit. Das Programm REAG/GARP bietet dazu finanzielle und organisatorische Unterstützung. Monetäre Anreize bestehen unter anderem in der Möglichkeit, Beiträge, die in die deutsche Rentenkasse eingezahlt wurden, zurückerstattet zu bekommen. Der türkische Staat kommt seinen Rückkehrer*innen ebenfalls entgegen: Seit 2017 müssen elektronische Geräte und Kraftfahrzeuge bei der Einführung in die Türkei beim Zoll nicht versteuert werden.

Seyda Kurt