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: Die Kündigungserklärung

Die Entlassungspapiere für Tayfun Korkut verkörpern Mittelmaß. Sie werden diesem Trainer nicht gerecht

Die Worte „Furchtlos und treu“ stehen auf der Homepage des VfB Stuttgart unter dem Vereinswappen. Es ist die Gründungsformel der schwäbischen Nation.

Dass Trainer Tayfun Korkut, der den Klub vergangene Saison in eine für Stuttgarter Verhältnisse schwindelerregend hohe Tabellenregion geführt hat (Platz sieben), dennoch nicht mit Treue des Vereins rechnen konnte, überrascht wenig. Denn am Samstag rutschte der Klub auf den letzten Tabellenplatz ab. Es folgte die branchenübliche Reaktion, die Kündigung. „Wir werden alles daransetzen, um in dieser Konstellation wieder erfolgreich zu sein.“ Das hatte Sportvorstand Michael Reschke noch am Samstagabend direkt nach der 1:3-Niederlage in Hannover gesagt.

Die ausbleibende sportliche Entwicklung und die negativen Ergebnisse, so wird Reschke wenig später in der Kündigungserklärung auf der Vereinswebsite zitiert, habe den VfB Stuttgart bewogen, sich von Korkut zu trennen. Eine Erkenntnis, die gewiss bereits ebenso vor dem Spiel gereift war wie die Konsequenz, die man im Falle einer möglichen Niederlage ziehen würde. Ansonsten wäre die Trennung kaum so zügig vollzogen worden.

Auch die Formulierungen des Bedauerns („Diese Entscheidung ist uns schwergefallen“) entsprang vermutlich weniger einer spontanen Eingebung, sondern eher dem vereinseigenen Stehsatz für Trainerentlassungen. Schließlich war es die zehnte Kündigung seit 2013.

Doch Korkut wird den Stuttgartern anders als Jürgen Kramny oder Jos Luhukay schon wegen der einzigartigen zehnmonatigen emotionalen Berg- und Talfahrt in Erinnerung bleiben. Er begann so weit unten wie keiner seiner Vorgänger. Bei seinem ersten Training Ende Januar enthielten ihm die 250 Zuschauer den sonst üblichen Applaus vor. Im Internet gab es wegen seiner Einstellung einen Shitstorm, einen „Tayfun der Empörung“ wie die Stuttgarter Zeitung dichtete. Im Mai beendete der VfB die Saison als zweitbeste Rückrundenmannschaft und Korkut wurde als Wundertrainer gefeiert.

Nun wird er für sportliche Stagnation zur Verantwortung gezogen. Tayfun Korkut hätte wirklich mehr als diese 08/15-Kündigungserklärung verdient.

Johannes Kopp