Bayern ruhig, Rumänien bedroht

In Deutschland sinken die Pegelstände wieder. Derweil fangen die Versicherungen an zu rechnen, wie teuer die Schäden der Flut dieses Mal ausgefallen sind

Auf maximal 35 Millionen Euro schätzt die Hannover Rück ihre Flut-Schäden

BERLIN taz ■ Die Pegelstände im Flutgebiet sinken wieder. Der Scheitelpunkt der Donau passierte gestern Regensburg. Im Süden Bayerns wird inzwischen aufgeräumt. Nur einige Straßen und Bahnlinien sind noch gesperrt. Allmählich wird auch das gesamte Ausmaß der Verwüstungen sichtbar.

Über die Höhe der Schäden herrscht bislang aber noch Uneinigkeit. Während Bundesumweltminister Jürgen Trittin (Grüne) von einem mehr als dreistelligen Millionenbetrag sprach, gehen die Versicherungen in ersten, groben Schätzungen von einem geringeren Schaden aus. Der weltgrößte Rückversicherer Münchener Rück legte allerdings noch keine eigene Schätzung vor. Auch der größte deutsche Versicherungskonzern hielt sich mit genauen Zahlen zurück: Die Schäden seien ungefähr mit denen des Hochwassers vom Frühjahr 1999 in Süddeutschland zu vergleichen, hieß es bei der Allianz. Damals lag die Schadensbilanz für Deutschland im unteren zweistelligen Millionenbereich. Demgegenüber gab Swiss Re, die Nummer zwei im weltweiten Rückversicherungsgeschäft, an, die Hochwasserschäden in den drei Nachbarstaaten beliefen sich insgesamt auf 100 Millionen Schweizer Franken. Allein in der Schweiz betrage der volkswirtschaftliche Schaden insgesamt sogar mehr als 1 Milliarde Franken (646 Millionen Euro), sagte ein Sprecher.

Die deutlichsten Angaben machte gestern die Hannover Rück: Auf maximal 35 Millionen Euro schätzt der drittgrößte deutsche Rückversicherer die Belastungen für den Konzern infolge des Hochwassers in der Schweiz, Österreich und Deutschland. Auch bei den Gleisanlagen der Deutschen Bahn hat das Hochwasser in der Alpenregion große Schäden angerichtet: Rund 10 Millionen Euro werde die Reparatur kosten, gab die Bahn gestern bekannt.

Für eine abschließende Bilanz der Schäden ist es aber noch zu früh: Das Hochwasser zieht sich nur langsam zurück. Vielerorts sind die Überschwemmungen noch gar nicht überstanden: Katastrophenalarm herrschte am Freitag noch in den Landkreisen Erding, Freising und Kelheim sowie in der Gemeinde Eschenlohe bei Garmisch-Partenkirchen. Auch die Isar bleibt weiter ein reißender Strom.

Während sich die Flut in Deutschland aber insgesamt langsam zurückzieht, steht anderen Ländern noch das Gröbste bevor: So nimmt das Hochwasser in Rumänien dramatische Ausmaße an: In der nordrumänischen Region Maramuresch wurden in Sieni rund 1.000 Häuser überschwemmt. Der Fluss Siret droht mehrere Dörfer zu überfluten, da die Dämme aufgeweicht sind. In Rumänien starben durch die Wassermassen bislang 32 Menschen. In Deutschland war ein Mann in Bayern umgekommen. FABIAN KRÖGER