Lars Penning
Filme aus dem Archiv –
frisch gesichtet
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Die Österreicherin Elisabeth Bergner gehörte in den 1920er Jahren zu den großen Bühnen- und Filmstars in Berlin. Berühmt war sie dabei vor allem für ihre enorme Wandlungsfähigkeit. Die burschikose Seite ihrer Erscheinung zeigt sie in einer Hosenrolle in Paul Czinners „Der Geiger von Florenz“: Nachdem die von ihrem Vater stets verwöhnte Renée ihre Stiefmutter aus lauter Eifersucht so lange genervt hat, bis sie in ein Schweizer Internat verfrachtet wird, büxt sie dort alsbald aus und schlägt sich als Mann verkleidet nach Italien durch. Sie kommt schließlich nach Florenz, wo sie einem Maler für das titelgebende Gemälde Modell steht. Die sexuelle Ambivalenz, mit der das Kino der Weimarer Republik oftmals spielte, kommt zum Tragen, als Maler und Modell sich ineinander verlieben. Der von der Murnau-Stiftung und Bertelsmann in Zusammenarbeit mit dem Fernsehsender Arte digital restaurierte UFA-Film ist in der dritten Ausgabe der Reihe „Film:ReStored: Das Filmerbe-Festival“ zu sehen (27. 10., 17.30 Uhr, Arsenal 1).

Seit 1966 ist Otfried Preußlers Kinderbuch „Das kleine Gespenst“ ein treuer Begleiter durch so manche Kinderjahre gewesen. Auch durch die meinen: Die Abenteuer des durch eine Uhrenumstellung versehentlich zu einem Taggespenst gewordenen Geistes mit dem ihm verhassten schwedischen General Torsten Torstenson (der bloß ein kostümierter Teilnehmer eines Festumzugs ist) amüsierten mich damals immer wieder. Das bislang letzte mediale Update des Stoffs stammt aus dem Jahr 2014 und verbindet Realfilm mit Computeranimation. Trotz gewisser Umbauten des Plots, die einigen (realen) Kindern mehr Gewicht in der Geschichte geben, geht der Charme des Gespensts in Alain Gsponers Film nicht verloren: ein witziges Werk für Kinder ab 6 Jahren (26. 10., 28. 10., 30. 10., 16 Uhr, Wolf Kino).

Das Privatfernsehen kommt hierzulande qualitativ schon schlimm genug daher, doch Italien ist in dieser Hinsicht kaum zu toppen. Das muss auch das ältliche Tanzpaar Amelia (Giulietta Masina) und Pippo (Marcello Mastroianni) erkennen, das einstmals Ginger Rogers und Fred Astaire imitierte und nun nach vielen Jahren noch einmal einen Auftritt in der Weihnachtsshow „Alles für euch“ haben soll. Dort finden sich die beiden plötzlich neben einer Kuh mit achtzehn Zitzen und dem Erfinder des essbaren Slips wieder. Federico Fellini zeigt in seiner Satire „Ginger & Fred“ die TV-Welt als gnadenlose Freakshow voller Werbung und Müll, in dem die alten Varietékünstler nur mit Mühe ihre Würde bewahren können (25. 10., 22. 15; 28. 10., 18.30, Babylon Mitte).