Luisa hilft auf dem Freimarkt

Sieben Fälle sexueller Belästigung zählt die Polizei gegen Ende des Freimarktes. Fahrgeschäfte und Schausteller*innen beteiligen sich am Projekt „Luisa“, um Betroffene vor Übergriffen zu schützen

VonLea Schweckendiek

Zum Ende des Freimarkts zieht die Polizei Bremen eine erste Bilanz – sieben Fälle sexueller Belästigung wurden ihr in den vergangenen zwei Wochen gemeldet. Frauen seien im Umfeld des Jahrmarktes „unsittlich“ an Brüsten und Po berührt worden, teilte die Polizei mit.

Damit bei solchen Übergriffen nicht nur die Täter gefasst und bestraft werden, sondern auch den Opfern Unterstützung und Hilfe zukommt, hat das Projekt „Ist Luisa da?“ nun auch Einzug auf dem Freimarkt gehalten. Initiator ist der Notruf zur psychologischen Beratung bei sexueller Gewalt Bremen, der das Codewort „Luisa“ seit etwa zwei Jahren in mittlerweile 27 Bremer Kneipen, Discos und öffentlichen Räumen etabliert hat.

Ursprünglich kommt die Idee aus England und wird bereits in vielen deutschen Städten praktiziert. Die Frage „Ist Luisa da?“ am Tresen oder eben an der Kasse des Fahrgeschäfts ist ein Code, der zu unmittelbarer Hilfe führen soll. „Die Schausteller*innen auf dem Freimarkt wurden geschult und für die besondere Situation der Betroffenen sensibilisiert“, sagt Sonja Schenk vom Notruf. In diesem Rahmen habe man überlegt, wie bedrohten Frauen am Besten geholfen werden könne.

Gemeinsam mit den betroffenen Frauen suchten die Schausteller*innen nach der situativ besten Lösung – einem Rückzugsort, einem Taxi oder einer Begleitung auf dem Weg nach Hause. „Die Frauen können erwarten, dass ihnen geglaubt wird, ohne dass weitere Erklärungen notwendig sind“, sagt Schenk. Am Projekt Luisa beteiligt seien alle Fahrgeschäfte und Festzelte, in denen ein gut sichtbarer pinker Aushang zu finden ist.

Auch die Polizei, die während des Freimarktes alle gemeldeten Straftäter durch Unterstützung der Anwesenden fasste, kooperiert mit Luisa. Die Polizei habe zwar eher ein Interesse an der Aufklärung ­begangener Straftaten, so Schenk, beides sei aber in der Kooperation gut vereinbar. „Uns geht es darum, Betroffenen schnelle Unterstützung und Hilfe zu bieten“, sagt Schenk.

Während in diesem Jahr sexuelle Übergriffe ein wachsendes Thema auf dem Freimarkt zu sein scheinen, tauchten Zahlen zu sexueller Belästigung in der Polizeibilanz des vergangenen Freimarktjahres gar nicht erst auf. Die Bilanz, so eine Sprecherin der Polizeipressestelle, habe sich vor allem auf körperliche Angriffe und Gewaltdelikte konzentriert.