Ermittlungen gegen MP-Poser

Die Staatsanwaltschaft verdächtigt die „Nordic Division“-Gruppe des Besitzes von Kriegswaffen

Von Andreas Speit

„Nordic Division“: Die Selbstbezeichnung prangt auf verschiedenen Kleidungsstücken der unterschiedlichsten Szenemarken. In Schleswig-Holstein ermittelt die Staatsanwaltschaft Kiel nun gegen eine rechtsextreme Gruppe mit diesem Namen wegen des Verdachtes der Volksverhetzung und des Verstoßes gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz.

Dem Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) und der Staatsanwaltschaft waren verschiedene Nachrichten und Kommentare der Gruppe über den Instantmessenger Telegram aufgefallen. Die acht Mitglieder aus der Schweiz und Deutschland hatten Fotos der Bundeskanzler seit 1949 mit der Anmerkung gepostet: „Fast alle jüdischer Abstammung, aber das hirngefickte Volk wählt sie immer noch.“ Sie veröffentlichten zudem Artikel der nationalsozialistischen „Monatsschrift für Blut und Boden“, herausgegeben vom Reichsbauernführer Walther Darré. Dem BfV war, laut dem Magazin Der Spiegel, ein Foto eines Mitglieds aufgefallen, auf dem die Person mit einer Maschinenpistole posierte.

Die Staatsanwaltschaft ermittelt jetzt gegen zwei Männer und einer Frau. Bereits Ende September sollen Kieler Ermittler Wohnungen durchsucht und Waffen sichergestellt haben. Die Überprüfung der Waffen durch das Landeskriminalamt ist noch nicht abgeschlossen.

Die Gruppe soll der Schweißer Marco S. anführen. In der Schweiz ist der 53-Jährige aus dem Kanton Luzern nicht unbekannt. Auf Twitter ist er als „Schweizer Krieger“ aktiv, hat über 1.000 Follower. In den Sozialen Netzwerken soll S. auch einen „Rekrutierungsoffizier“ gesucht haben.

Schweizerisch-norddeutsche Szenekontakte bestehen schon länger. 2013 gingen die Ermittlungsbehörden gegen das rechtsextreme „Werwolf-Kommando“ vor. Die Bundesanwaltschaft vermutete die „Gründung einer rechtsterroristischen Vereinigung“.

Einer der Drahtzieher war der Schweizer Neonazi Sebastian N., der am 5. Mai 2012 in Zürich mit zwei Schüssen einen jungen Mann schwer verletzte. Zwei Tage nach den Schüssen fing eine Spezialeinheit ihn am Bahnhof Harburg auf dem Weg zu seiner Freundin in Buchholz ab und überwältigte ihn.