heute in hamburg
: „Das größte Problem sind Nährstoffe“

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Werner Blohm, 58, ist Umweltingenieur und arbeitet am Institut für Hygiene und Umwelt (HU) in Hamburg.

Interview Philipp Effenberger

taz: Herr Blohm, wann waren Sie das letzte Mal in der Elbe baden?

Werner Blohm: Da war ich noch ein kleiner Junge. Aber das ist schon ewig her. Ich würde da auch nicht baden wollen. Nicht, weil es nicht sauber ist, sondern weil es nicht so schön ist. Wir haben ja schöne Seen in Hamburg.

Wie hat sich die Wasserqualität der Elbe im Laufe der Zeit verändert?

Früher war die Elbe deutlich verschmutzter als heute. Der letzte große Sprung war nach dem Ende der DDR. Viele Schadstoffe befinden sich allerdings im Sediment. Feste Stoffe bewegen sich viel langsamer als Wasser, weshalb es immer etwas dauert, bis die Wasserqualität wieder steigt. In den letzten Jahren gibt es aber viele Hinweise darauf, dass die Wasserqualität gestiegen ist. Es gibt etwa weniger der „bösen“ Stoffe wie Schwermetalle. Ähnliches gilt auch für Nährstoffe. Es wird weniger schlecht, aber es ist noch nicht unbedingt gut.

Wie reinigt man die Elbe?

Am besten, in dem man gar nicht erst was rein tut. Das größte Problem sind Nährstoffe auf dem Festland, welche durch den Regen in die Elbe gespült werden. Wenn man dafür sorgt, dass das Regenwasser dieser Flächen nicht in die Elbe abläuft, dann hat man schon viel getan. Dass schließt Düngemittel der Landwirtschaft, aber auch den Reifenabrieb in den Städten ein. Das sind alles Stoffe, die man nicht im Wasser haben will. Überall da, wo viele Leute sind, wird auch viel Dreck gemacht. Das ist ganz normal. Ansonsten muss man dafür sorgen, dass Kläranlagen gut funktionieren.

Hat der trockene Sommer die Wasserqualität der Elbe eigentlich beeinträchtigt?

Vortrag „Wie sauber ist unser Fluss? Wasserqualität in der Elbe“: 19 Uhr, Biozen­trum Grindel, Martin-Luther-Platz 3, Kosswig Hörsaal, Eintritt frei

Nicht wirklich. Man kann schon sehen, dass sich der ausgebliebene Niederschlag auf das Wachstum der Algen ausgewirkt hat. Aber man kann nicht grundsätzlich sagen, dass es dadurch schmutziger oder sauberer geworden ist. Auf den Transport von Schadstoffen hat das nur einen geringen Einfluss.

Mit der erneuten Elbvertiefung können größere Schiffe die Elbe befahren. Wird das Wasser dadurch schmutziger?

Nein, durch den Schiffsverkehr selbst nicht. Die Schiffe sind gar nicht das größte Problem. Es gibt aber die Befürchtung, dass die Brackwasserzone weiter nach Hamburg zieht, dass das Wasser zur Bewässerung der Obstbäume im Alten Land versalzt und Gebiete, in denen bestimmte Pflanzen wachsen, seltener überflutet werden. Mit der Verschmutzung hat das allerdings nichts zu tun.