Welt-Wellen-Warnung

Aufbau des deutschen Tsunami-Warnsystems für Indonesien beginnt. Alarmieren muss ein Mensch

HAMBURG taz ■ In Hamburg wurde gestern die erste von zehn Messbojen des deutschen Tsunami-Warnsystems verschifft – Teil eines komplexen Systems aus Sensoren, Kommunikations- und Computerprogrammen, das Monsterwellen im Indischen Ozean schnell ankündigen soll.

Steht das System, wacht in Jakarta ein Mensch rund um die Uhr vor einer Galerie aus Computerbildschirmen. Laufen kritische Daten ein, soll er innerhalb von zehn Minuten entscheiden, ob Alarm ausgelöst wird oder nicht. Das von europäischen Forschern entwickelte System erstellt automatisch ein Warnungsdossier, das angibt, wie hoch die Wellen werden, wann sie eintreffen, wie viel Land sie überspülen, was evakuiert werden muss.

Einen Teil der Daten liefern jene Bojen, die jetzt vor Indonesien verankert werden. „Tsunamis erkennt man am schnellsten im offenen Ozean“, sagt Ernst Flüh vom Leibniz-Institut für Meeresforschung. Das Problem: Sie sind dort nur wenige Zentimeter hoch, es ist schwierig, sie auszumachen und von Wasserstandserhöhungen, die etwa durch Topografie des Meeresbodens bedingt sind, zu unterscheiden. Im Oktober beginnt das Forschungsschiff „Sonne“ daher, den Meeresboden vor Indonesien zu vermessen. Zu den Bojen kommen Messpegel an den vorgelagerten Inseln und Erdbebenmessgeräte auf der ganzen Welt. Das Seebeben, das den verheerenden Tsunami im Dezember ausgelöst hat, ist bereits zwölf Minuten später von einem Seismometer des Geoforschungszentrums Potsdam im Baltikum erfasst worden. Nach 50 Minuten sei den Forschern klar gewesen: Das ist ein Tsunami. Nur warnen konnten sie nicht. Es fehlte das System. KNÖ