Der Erfinder der Kopfpauschale

Es hat lange gedauert, bis eine Bundesregierung seinem Vorschlag folgt. Vor gut fünf Jahren hat Bert Rürup die Kopfpauschale für die Krankenversicherung erfunden. Eine Mehrheit dafür fand der ehemalige Wirtschaftsweise zunächst nur auf dem Papier. Im CDU-Parteiprogramm wurde der einheitliche Beitragssatz zur gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) festgeschrieben.

Der 66-jährige Bert Rürup schlug vor, dass jeder Krankenversicherte monatlich 167 Euro für die Krankenkasse bezahle, unabhängig vom Verdienst. Dass die Sekretärin genauso viel bezahlen soll wie der Chef, brachte Gewerkschaften und Linke auf. Dabei sah das Modell des SPD-Mitglieds einen umfangreichen Sozialausgleich aus Steuergeldern vor. Das hätten vor allem die Wohlhabenden finanzieren müssen. Diesen Weg gehe die Regierung jetzt, stellt Rürup fest.

Die Entwicklung der Sozialsysteme war das wichtigste Forschungsfeld des Professors. Seinen Namen trug die Rürup-Kommission, die im Auftrag der Bundesregierung Wege für eine nachhaltige Sozialversicherung erkunden sollte. Das wichtigste Ergebnis dieser Arbeit hat einen Paradigmenwechsel in der Finanzierung des Sozialstaats nach sich gezogen. Die Beiträge der Renten- und Krankenversicherung folgen nicht mehr blind der Ausgabenentwicklung. Im Grundsatz haben sich die letzten Bundesregierungen an diese Maßgabe gehalten.

In diesem Jahrzehnt war der Darmstädter auch sonst einer der einflussreichsten Regierungsberater. Zuletzt leitete Rürup den Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, wie das Gremium offiziell heißt. Inzwischen hat der Workoholic die Seiten gewechselt. Seit April 2009 berät Rürup den Finanzdienstleister AWD als Experte für die private Altersvorsorge. WOLFGANG MULKE