Wulf Beleiteshatte Sinn für jeden Unsinn

Wulf Beleites 2015 Foto: dpa

Zuletzt sahen wir uns im Frühjahr auf der Trauerfeier eines gemeinsamem Freundes. Wulf erzählte, sehr unaufgeregt, von der Krankheit, die sich in seinem Körper eingenistet hatte. Gezeichnet von der Therapie strahlte er Optimismus aus, den Kampf zu gewinnen. Seine Zuversicht trog: Vergangenes Wochenende verstarb Wulf Beleites im Alter von 71 Jahren.

Der Hamburger Journalist war vor allem ein Mensch, der sich einmischte. Intensiv engagierte er sich in der Linkspartei. Als langjähriger Vize-Bundesvorsitzender der Deutschen Journalisten Union (dju) trat er aktiv für die Rechte freier Journalisten ein. „Unvergessen bleiben uns seine Kreativität, seine Haltung und vor allem sein ausgeprägter Humor“, blickt die dju auf Beleites zurück.

Bekannt wurde Beleites, der es liebte – etwa für das NDR-Format „Extra 3“ – Satire zu produzieren, als angeblicher Chefredakteur des Hundehasser-Magazins Kot & Köter. Anfang der 90er-Jahre tingelte er, nur mit einem Titelblatt-Entwurf und schelmischem Spaß an der Provokation ausgestattet, durch die Talkshows. Dort gab er gegen Honorar den Hundefeind und legte später offen, dass es den Redaktionen herzlich egal war, ob die Geschichte mit der Hundehasserzeitung stimmte. Acht Jahre sei er „Chefredakteur der nicht existierenden Zeitschrift Kot & Köter“ gewesen, hat er in seinen Lebenslauf geschrieben.

Ab 2014 trieb Beleites die Idee auf die Spitze, indem er tatsächlich mehrere Nummern der Zeitschrift für den Deutschen Hundefeind produzierte. Nicht wegen Rezepten wie dem „Argentinischer Dackelbraten“ oder der „Klaren Bobtail-Suppe“ wurde gegen ihn wegen der Aufforderung zu einer Straftat ermittelt, sondern weil er eine Zeile des Georg-Kreisler-Liedes „Tauben vergiften“ in „Geh’ ma Hundevergiften im Park“ umdichtete. Beleites lachte sich ob des Mediencoups ins Fäustchen und die Staatsanwaltschaft stellte das Verfahren ein.

Aber Beleites konnte auch ernsthaften Journalismus: Mal als Redakteur, mal als freier Mitarbeiter arbeite er beim Stern, der Hamburger Morgenpost, der Hamburger Rundschau, beim NDR und WDR. Wer ihn kannte, dem wird der Mann mit Sinn für jeden Unsinn fehlen.

Marco Carini