Lars Penning
Filme aus dem Archiv –
frisch gesichtet
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Die Verfilmung des durch den frühen Typhustod des Dichters Georg Büchner im Jahr 1837 unvollendet gebliebenen Bühnenstücks „Woyzeck“ gehört zu den etwas weniger bekannten Werken in der Zusammenarbeit von Regisseur Werner Herzog mit Klaus Kinski. Doch die Charakterisierung des Soldaten Franz Woyzeck als ein am Rande des Wahnsinns stehender Mensch beschreibt Kinskis Schauspielstil recht treffend. Er verkörpert die Zerrissenheit seiner Figur gerade deshalb so perfekt, weil er nicht bloß toben kann, sondern auch die leisen Töne beherrscht. Herzogs Inszenierung ist sehr zurückgenommen: Ruhig entfaltet sich das Drama um den von seinem Vorgesetzten schikanierten Soldaten, der seine Geliebte Marie (Eva Mattes) umbringt, als sie sich mit einem Tambourmajor einlässt (4. 12., 20 Uhr, Arsenal 2).

Um ein Theaterstück geht es auch im Stummfilm „Tartüff“ (1926), für den Regisseur F.W. Murnau und sein Drehbuchautor Carl Mayer den Kunstgriff einer modernen Rahmenhandlung erfanden und Molières Bühnenstück damit zu einem Film im Film machten: Um seinen Großvater aus den Fängen einer berechnenden Haushälterin zu befreien, führt ein junger Mann in der Maske eines Wanderkino-Schaustellers die Geschichte des frömmelnden Heuchlers Tartüff vor, der sich die Besitztümer eines reichen Mannes erschleichen will. Die eigentliche Tartüff-Verfilmung ist in ihrer Konzeption deutlich stilisierter als die Rahmenhandlung und bietet die Schauspielkunst zweier Ausnahmemimen: Emil Jannings kann in der Titelrolle mit lauernden Blicken hinter seinem verkniffenen Gehabe den Genussmenschen nur schwer verbergen, während Werner Krauss als Herr Organ geradezu durchgeistigt erscheint. Im Babylon Mitte begleitet Anna Vavilkina den Stummfilmklassiker an der Orgel (1. 12., 23.59 Uhr, Babylon Mitte).

Charles Dickens’ sozialkritisches Werk „A Christmas Carol“ (1843) wurde bereits oft verfilmt – selbst mit den Muppets. Konkurrenz gibt es nun in Form einer Marionetten-Inszenierung der Augsburger Puppenkiste, die ihre Spielfilme jedes Jahr zur Adventszeit ins Kino bringt. In „Geister der Weihnacht“ wird also einmal mehr dem hartherzigen Geschäftsmann Ebenezer Scrooge am Weihnachtsabend von drei Geistern seine eigene Vergangenheit sowie das Elend und die Menschlichkeit seiner Zeitgenossen vorgeführt, auf dass er sein Leben vielleicht noch ändern möge. Das Ganze kommt in einer kindgerechten Länge von 60 Minuten daher, und dem Charme, den das Augsburger Marionettentheater seit jeher versprüht (2. 12., 13. 30 Uhr, Bundesplatz Kino).