Torben Becker
sichtet die sozialen Bewegungen der Stadt
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Viele Protestteilnehme-r*innen gegen Rechtsextremismus fragen sich, wie erfolgreicher Protest aussieht? Ist es die zahlenmäßige Überlegenheit bei mancher Demonstration gegen Neonazis? Hier fällt die Antwort eher unbefriedigend aus. Denn obwohl unter den Etiketten #unteilbar, #wirsindmehr oder #wellcomeunited Hunderttausende Menschen auf die Straßen gegen Rassismus und rechte Hetze gingen und man sich in einer sicheren Majorität wiegen konnte, sind es Debatten über die Verstrickungen staatlicher Akteure mit dem rechten Rand und die steigende Zahl von Übergriffen durch Neonazis, die das Engagement dagegen überschatten. Nicht nur daraus resultiert ein Ohnmachtsgefühl, sondern auch aus Szenen, hinter Absperrung auf Rufweite einem durch polizeiliche Kräfte auf Grundlage der Versammlungsfreiheit gesicherten Neonazi-Aufmarsch zwar lautstark, doch insgesamt weitgehend hilflos beizuwohnen.

Punkte, die heute am konkreten Beispiel des Neonazi-Aufmarsches am 80. Jahrestag der Novemberpogrome, die auf einer Diskussions- und Auswertungsveranstaltung unter dem Motto „Wie geht es weiter nach dem Naziaufmarsch am 9. November?“ im Projektschiff „Freibeuter“ aufgegriffen werden (29. 11., Kynaststr. 17, 18 Uhr).

Zeitgleich werden im Haus der Demokratie und Menschenrechte Fragen nach „Verschwiegenen Erbschaften“ gestellt. Das Interesse an Familiengeschichten vor und nach 1945 ist groß und kann Einblicke auf Themen wie Schuld, Verantwortung und Flucht geben. Welche Schlüsse lassen sich aus einer Erinnerungskultur für die Gegenwart ziehen? Eine Buchvorstellung mit der Autorin Uta Rüchel (29. 11., Greifswalder Str. 4, 19 Uhr).

Nicht nur Aufgrund von Schulterschlüssen der AfD mit dem rechten Rand ist die Partei Ziel von Protesten. Am Freitag möchte die Partei im Landhaus Pankow eine Weihnachtsfeier abhalten. Viele möchten das nicht unwidersprochen lassen, denn sie wollen sich gegen die Normalisierung völkisch-nationalistischer Ansichten wehren und der AfD mit einer Demonstration ihre Entfaltungsräume streitig machen (30. 11., S+U-Bhf. Pankow, 18.30 Uhr).

Mit Blick auf die Ausgangsfrage gibt es die Antwort, klassenübergreifende Allianzen (nicht nur) gegen Rechtsextremismus zu bilden. Die Gemeinsamkeiten aller im Kapitalismus Ausgebeuteten müssen gestärkt werden, ohne sie mit völkischen oder rassistischen Überlegenheitsnarrativen zu spalten. Darum geht es am Samstag in dem Film „Pride: Not your cup of tea?“ mit anschließender Diskussion im Mehringhof (1. 12., Gneisenaustr. 2a, 17 Uhr).