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Ein Affe für den Winter

Mit Butter und Mehl, Rosinen und Zitrusschalen gegen den November-Blues: ein jüdischer Kuchen, der auch im norddeutschen Winter nicht schaden dürfte

Abb.: Norma van der Walde

Seit über 400 Jahren leben Juden in Hamburg, und bis heute erinnern zahlreiche Orte im Stadtbild an ihre wechselvolle Geschichte, die mit dem Nationalsozialismus vorläufig endete. Wer fliehen musste und es konnte, wer irgendwo auf dem Globus ein neues Zuhause fand, der hat diese Heimat an der Elbe nie vergessen – so wenig wie die alten Rezepte, nach denen in den jüdischen Familien gekocht und gebacken wurde: Das ist die Idee hinter dem „Jüdischen Kochbuch aus Hamburg“, das soeben bei Dölling und Galitz erschienen ist (herausgegeben von Gabriela Fenyes, Barbara Guggenheim und Judith Landshut, 280 S., 23 Euro).

Die drei Herausgeberinnen haben dafür Rezepte gesammelt von Menschen in aller Welt, die ihre Wurzeln in Hamburg haben, also häufig den Nachkkommen ausgewanderter oder geflohener Hamburgerinnen und Hamburger – aber auch von Jüdinnen und Juden, die heute wieder dort leben. Den Rezepten, von Vor- bis Nachspeisen, Suppen und Salaten, Hauptgerichten mit und ohne Fleisch, Fisch oder Geflügel, sind kleine Anekdoten zur Seite gestellt, dazu Biografien der Beteiligten.

Ein gut in die ungemütliche Jahreszeit passendes Rezept dürfen wir hier abdrucken, und das im Wortsinn: Die unten wiedergegebene Originalseite hat es nicht vollständig ins Buch selbst geschafft. Der reichhaltige Kuchen mit dem farbigen Namen wiederum, „Stuffed Monkey“– also etwa ausgestopfter Affe – soll mit sefardischen Jüdinnen und Juden über die Niederlande nach Großbritannien gelangt sein: Dort ist er im Jahr 1882 das erste Mal überprüfbar erwähnt worden, 20 Jahre später galt Stuffed Monkey als Beispiel für das spezifische Englisch, wie es Jüdinnen und Juden in London sprachen. Mit Rosinen, Orangeat und Zitronat sowie Zitronenschale könnte er freilich auch einfach ein Verwandter der in Großbritannien verbreiteten winterlichen Fruchtkuchen sein. Alexander Diehl

Stuffed Monkey

aufgeschrieben von Norma van der Walde

„Obgleich meine Schwiegermutter Sadie in einem jüdischen Haushalt aufwuchs, wählte sie einen weltlichen Lebensstil und hielt nicht an jüdischen Traditionen fest. Es sei denn, es ging ums Kochen. Sie liebte das Backen, weniger für zuhause, eher für besondere Anlässe und Feiern. Stuffed Monkey war ihr absolutes Lieblingsrezept und wann immer sie dieses Gebäck zu einem Fest mitbrachte, war es immer sehr schnell bis auf den letzten Krümel aufgegessen.

Stuffed Monkey (für das es keinen deutschen Namen gibt) war ein traditionelles süßes Gebäck der in England lebenden niederländischen Sefardim. Es gibt verschiedene Rezepte.

Dieses hier stammt aus Sadies handschriftlicher Rezeptsammlung.

Der Ursprung des Namens erscheint rätselhaft. Sadie sagte, man hätte ihr gesagt, ‚Monkey‘ wäre eine Verballhornung von tsimukim, dem hebräischen Wort für ‚Rosinen‘.“

Zutaten für eine Springform (Durchmesser 26 cm)

Für den Teig

250 g Butter

500 g Mehl

250 g Zucker

Für die Füllung

250 g Rosinen

125 g Orangeat und Zitronat, gemischt

125 g Mandeln, fein gehackt

1 EL Zucker

1 Ei

geriebene Schale von 1 unbehandelten Zitrone

Puderzucker

Zucker und Butter schaumig rühren, Mehl hinzugeben und mit den Händen verkneten.

Norma van der Walde, Tochter von Kurt Wolfgang und Liesel van der Walde, geb. Cohn, wurde 1942 in England geboren, wohin ihre Eltern vor den Nationalsozialisten geflüchtet waren. 1946 kam die Familie nach Hamburg zurück und blieb. Das Rezept für „Stuffed Monkey“ hat sie von ihrem Mann John Attfield, der es wiederum von seiner Mutter „geerbt“ hat: Sarah Sadie Attfield, geb. Barmes, wurde 1907 in London geboren. Ihre Mutter stammte aus einer alteingesessenen jüdischen Familie in London.

Die Hälfte des Teigs auf einer gefetteten Backform verteilen und flachdrücken.

Ei trennen, Eigelb mit den obigen Zutaten für die Füllung mischen. Mischung auf

dem Teig verteilen. Den restlichen Teig flachdrücken und als Kuchendeckel auf

die Mischung geben.

Oberfläche mit geschlagenem Eiweiß bestreichen.

Bei 180 °C (Umluft 160 °C) ungefähr 45 Minuten lang backen.

Mit etwas Puderzucker bestreut servieren.