Malochen im Alter

Fotos Ann-Christine Janson
und Text Alke Wierth

Von den knapp 1,8 Millionen erwerbstätigen Berlinern und Berlinerinnen sind im Jahr 2017 laut Mikrozensus 161.000, also knapp 9 Prozent, 60 Jahre alt oder älter. Rund 88.000 davon sind Männer, gut 73.000 Frauen. Das ist mit 54,6 Prozent ein etwas höherer Männeranteil als bei den Erwerbstätigen insgesamt, von denen 52,7 Prozent Männer sind. Die meisten der arbeitenden ab 60-Jährigen sind Angestellte, Selbstständige oder mithelfende Familienangehörige. Sie verdienen dabei gar nicht schlecht: Laut Mikrozensus haben 65 Prozent monatlich mehr als 1.499 Euro Nettoeinkommen, fast ein Drittel verdient über 2.599 Euro netto. Knapp 7.000 sind sogenannte Aufstocker, die zusätzlich Hartz-IV-Leistungen erhalten.

Unter den ab 65-Jährigen gehen immer noch 47.000 einer Erwerbstätigkeit nach, das sind 7 Prozent dieser Altersgruppe. Davon sind 30.000 Männer und 17.000 Frauen. Letztere sind fast ausschließlich im Dienstleistungsbereich tätig – auch im privaten, also etwa als Putzfrauen in Privathaushalten. Die Männer arbeiten auch in den Bereichen Handel, Gastgewerbe, Verkehr oder als Hausmeister. Für diese Altersgruppe liefert der Mikrozensus keine Einkommensangaben.

Die Zahl der Erwerbstätigen im Rentenalter hat sich in den vergangenen zehn Jahren mehr als verdoppelt: Der Mikrozensusbericht von 2008 wies nur 22.000 Erwerbstätige im Alter von 65 Jahren oder mehr aus.

„Ich fahre acht Stunden am Tag. Mehr schaffe ich nicht. Ich sitze ja immer, und durch das ständige Gasgeben und Bremsen habe ich das sogenannte Taxifahrerbein bekommen. Es wird laut gehupt, wenn man zu langsam fährt“

Friedhelm Tielesch, 61 Jahre, Taxifahrer

Malochen im Alter

„Ich arbeite, weil von der Rente bleibt nicht viel übrig. Mal tut mir das Kreuz, mal tun die ‚Beene‘ weh. Die Wirbelsäule ist verbraucht. Aber dann sage ich mir, dass es in einer Stunde wieder geht. Man darf Krankheiten nicht pflegen. Zipperlein hat jeder. Wenn wir sagen, dass wir keine hätten, wären wir doch Jungbrunnen“

Helga Czeczatka, 77 Jahre, Putzfrau

„Man muss gute Füße in diesem Job haben. Wir stehen die ganze Zeit, hinsetzen ist nicht erlaubt. Aber es gibt kleine Tricks, zum Beispiel den Fuß hoch an die Wand zu stellen. Wir lachen über die Besucher, die nach einer halben Stunde sagen: Wir können nicht mehr, wir müssen uns hinsetzen“

Wolfgang Reichard, 70 Jahre, Museumsaufseher

„Ich will immer etwas denken und mich mit der Welt auseinandersetzen. Das ist für mich der Sinn des Lebens “

Markus Imhoof, 77 Jahre, Filmregisseur

„Ich bekomme eine kleine Rente und muss deswegen weiterarbeiten. Es ist schwer, zu stehen. Meine Beine und Hände tun weh“

Lusiana De Nitris, 68 Jahre, Köchin