Die kleine Wortkunde

Für die Rolle, in die der Journalist Günter Wallraff bei seiner neuesten investigativen Recherche geschlüpft ist, gibt es im angelsächsischen Kultur- und Sprachraum schon lange einen treffenden Ausdruck: Blackface.

Ebenso ist man sich seit langem im angelsächsischen Kultur- und Sprachraum darüber einig, dass, in welchem Zusammenhang und mit welcher noch so wohlmeinenden Intention auch immer, keine darstellerische Methode für einen Weißen unangebrachter ist als die, sich das Gesicht dunkel zu färben, um als Schwarzer durchzugehen. Zuletzt wurde 2008 in den USA die Komödie „Tropic Thunder“ von der Kritik in den Boden gestampft, weil darin ein von Robert Downey jr. dargestellter Schauspieler chemische „Pigmentveränderungen“ an sich vornimmt, um in die Rolle eines Schwarzen schlüpfen zu können. Ging gar nicht.

Seit Shakespeares „Othello“ (1604) gibt es zwar den von Weißen verkörperten Schwarzen. Der Begriff selbst wie auch die kategorische Ablehnung von Blackface aber geht auf die Tradition heiter-rassistischer Revuen zurück, wie sie sich ab 1830 zur Unterhaltung eines weißen Publikums in den USA etablieren konnten. Darin gab ein meist mit Ruß oder Schuhcreme, dicken roten Lippen und wolliger Perücke maskierter Weißer den lustigen „Neger“ von der drolligen Plantage. Später, noch in den Zwanzigerjahren, konnten Entertainer wie Al Jolson darauf ihre Karriere begründen. Kritisiert wurde und wird an Blackface weniger die Anverwandlung selbst – sondern der Umstand, dass Blackface meistens grotesk aussieht und auf diese Weise das rassistische Stereotyp des fremdartig „Anderen“ bedient, indem es ihn karikiert. FRA