Ranga Yogeshwar:
Der Expertenzwitter

taz am wochenende: Herr Yogeshwar, in welchem Bereich sehen Sie sich als Experten?

Ranga Yogeshwar: Das ist eine Frage der Perspektive: Medien brauchen Zwitter, die einerseits Fachwissen besitzen und andererseits komplexe Sachverhalte verständlich vermitteln können. Als langjähriger Wissenschaftsjournalist und Physiker erfülle ich bei bestimmten Themenbereichen diese Expertise. Bezogen auf das Thema findet sich in der Fachwelt immer ein besserer Sach-Experte, doch die meisten Wissenschaftler – abgesehen von wenigen Ausnahmen – besitzen keinerlei Vermittlungskompetenz. Ich verstehe mich daher oft auch als „Brücke“ zwischen Fachwelt und dem breiten Publikum.

Für welche Bereiche werden Sie angefragt, in denen Sie nicht kompetent sind?

Das passiert häufig, doch in solchen Fällen lehne ich meine Teilnahme ab oder vermittle einen Kollegen.

Wie lautet die Frage, die Sie am häufigsten gestellt bekommen?

Das hängt vom Thema ab. Oft geht es darum, Dinge zu erklären und einzuordnen. Typisch: „Erklären Sie unseren Zuschauern/Zuhörern, was eine ,Genschere' ist oder wie man sich ein KI-System vorstellen muss.“ Die größte Herausforderung ist die korrekte Vereinfachung für die breite Bevölkerung. Besonders anstrengend ist das bei „Krisen“.

Und die Frage, die Sie am häufigsten gestellt bekommen und nicht beantworten können?

Hier gibt es zwei Ebenen: Bei spezifischen Fachfragen verweise ich, wenn nötig, auf die entsprechenden Wissenschaftler. Dann gibt es offene Fragen. Hier geht es um die Einschätzung einer Entwicklung oder um Fragen, die sich momentan nicht eindeutig beantworten lassen.

Wie oft wurden Sie 2018 als Experte in Talkshows oder zu Interviews gebeten?

Es gibt erheblich mehr Anfragen, als ich annehmen möchte und auch aus Zeitgründen annehmen kann. Im Fernsehen lag die Zahl der Anfragen dieses Jahr bei circa 20, im Hörfunk bei etwa 70 und bei den Printmedien bei 80. Daneben gibt es auch sehr allgemeine Anfragen: Im heißen Sommer gab es zum Beispiel Anfragen zur Sommerhitze. Für mich ist das „Sendeplatzbefüllung“ und daher meide ich derartige Sendungen.

Wie oft haben Sie zugesagt?

Im Fernsehen war ich gut fünf Mal zu sehen. Im Hörfunk habe ich 30 Interviews, für Printmedien circa 15 Interviews gegeben.

Wie häufig sagen Sie in einem Interview: Dazu kann ich nichts sagen. Oder: Darüber weiß ich zu wenig?

Das ist nur sporadisch der Fall, denn häufig sind die Fragen sehr allgemein gehalten. Es gibt wenige Ausnahmen, wo eine solche Situation tatsächlich vorkommt.

Ranga Yogeshwar, 59, ist Diplom-Physiker. Am 11. Dezember hörte er nach 25 Jahren als Moderator der WDR-Sendung „Quarks“ auf.