Dinge des Jahres 2018: „Die Leute verkleiden sich gerne“

Ein Deutschland-Schlapphut wurde 2018 zum politisch aufgeladensten WM-Accessoire. Aber wie hat das den Umsatz von Fanartikeln beeinflusst?

Ein Porzellanstrauß mit Deutschlandhut

Deutschlandhüte auf Pegida-Demos haben dem Geschäft mit Fanartikeln nicht geschadet Foto: dpa

Kein Jahresrückblick 2018 ohne Fußballweltmeisterschaft. Durch das Vorrundenaus der Deutschen Nationalmannschaft waren im Sommer aber deutlich weniger Deutschlandfahnen auf den Straßen zu sehen. Dafür wurde ein anderer Fanartikel berühmt: Die patriotische Kopfbedeckung des sächsischen LKA-Mitarbeiters Maik G.

Dieser hat es am 24. August sogar auf die taz-Titelseite geschafft, nachdem der Beamte am Rand einer Pegida-Demonstration in Dresden lautstark gegen Filmaufnahmen von ZDF-Journalisten protestiert hatte. Maik G. soll danach mitsamt Hut versetzt worden sein – und inspirierte das eine oder andere Halloween-Kostüm. Also doch kein so schlechtes Jahr für Deutschland-Fanartikel?

taz am wochenende: Herr Dreßen, war 2018 durch das deutsche WM-Aus ein schwieriges Jahr in der Fanartikel-Branche?

Ingo Dreßen: Nein, eigentlich nicht. Weil wir so stark im Großhandel aktiv sind, wurden die besonders wichtigen Aufträge alle schon im Vorfeld der WM abgewickelt. Was während der Weltmeisterschaft passiert, wäre das Sahnehäubchen gewesen – aber ja, das ist dann ausgeblieben.

Gibt es einen Punkt im Turnier, ab dem Sie merken: Das wird eine gute Verkaufssaison? Zum Beispiel ab dem Achtel- oder Viertelfinale?

Man kann schon sagen, dass ab dem Erreichen des Viertelfinales nochmal gut eingekauft wird. Aber jedes Turnier ist anders. Unterm Strich werden unsere Verkaufszahlen weniger dadurch bestimmt, wie weit die deutsche Mannschaft kommt, sondern eher durch Emotionen. Da geht es darum, wie die Mannschaft spielt, und ob sich die Leute mitgenommen fühlen. Und das war dieses Jahr ganz schlecht.

Was ist der Verkaufsschlager in Ihrem Sortiment?

Grundsätzlich werden Fahnen, T-Shirts und Schals am meisten verkauft. Ansonsten verkaufen wir auch „Fritz, den Gummiadler“ zum Aufblasen. Den haben wir seit 2006 exklusiv. Je nach Ausrichterland der WM haben wir außerdem vom Gastgeber inspirierte Artikel. Bei Frankreich zum Beispiel waren das Baskenmützen und so eine Baguette-Tröte.

Sie haben ja auch Deutschlandhüte. War da was?

Im Jahresrückblick der taz am wochenende menschelt es nicht, versprochen. Nach allzu menschlichen Weihnachtstagen haben wir uns den Dingen des Jahres zugewandt. Menschen sterben oder verlassen das Scheinwerferlicht, aus vermeintlichen Sensationen wird Alltag. Aber die Dinge des Jahres, die bleiben.

Kopfbedeckungen haben wir seit 2004 im Sortiment. Das sind wechselnde Modelle, aber auch Klassiker, die wir dauerhaft anbieten. Ob die sich gut verkaufen, ist auch vom Wetter abhängig. Wenn es heiß und sonnig ist, braucht man eine Kopfbedeckung. Aber die Leute verkleiden sich auch gern und wollen einfach Spaß haben. Das hat dann auch mal karnevalistische Züge.

Was passiert mit den Fanartikeln, die nicht verkauft wurden? Werden die entsorgt?

Nein, wir schmeißen nichts weg. Dass wir einen gewissen Überschuss haben, ist normal und auch einkalkuliert, weil wir natürlich nie prognostizieren können, wann Deutschland aus dem Turnier ausscheidet. Die meisten Produkte lagern wir ein. Die werden dann entweder bei anderen Sportevents verkauft oder wandern auf den Souvenirmarkt.

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