Enttäuschende Russen

Das Moskauer Dopinglabor bleibt verschlossen. Das IOC mag sich daran kaum stören

Das neue Sportjahr hat begonnen, wie Sportjahre eben beginnen – mit dem Neujahrsspringen von Garmisch-Partenkirchen und einer Botschaft von Thomas Bach, dem Präsidenten des Internationalen Olympischen Komitees. Ersteres hat der neue Superjapaner des Skispingens, Ryoyu Kobayashi gewonnen und die Botschaft aus dem IOC war auch recht froh. Während Vertreter der Welt-Antidopingagentur ratlos aus Moskau abgereist sind, nachdem man ihnen die Inspektion des wegen jahrelangen, staatlich orchestrierten Dopings in Verruf geratenen Analyselabors der russischen Antidopingagentur Rusada verwehrt hatte, zeichnete der Chef der sogenannten Olympischen Bewegung ein rosiges Bild des Sports.

Zwar erwähnt Bach in seiner frohen Botschaft das leidige Doping-Thema, hält es aber weitgehend für gelöst. Mit der Nichtzulassung eines russischen Teams zu den Winterspielen von Pyeong­chang habe Russland seine Strafe für die Betrügereien bei Olympia 2014 in Sotschi erhalten. Während in Pyeong­chang nur handverlesene russische Athleten teilnehmen durften, nach deren Erfolgen nicht die russische Hymne gespielt wurde, geht man nun davon aus, dass bei den Spielen in Tokio 2020 wieder Athleten unter russischer Fahne einlaufen werden.

Für Thomas Bach ist also längst alles wieder im Lot. Währenddessen rätselt die Sportwelt darüber, wie es nun weiter­gehen soll mit der Reintegration des russischen Sports. Grundvor­aussetzung dafür wäre die Wiederaufnahme der Rusada in den Kreis der Antidopingagenturen. Die war im September 2018 nach heftigen internen Auseinandersetzungen in der Wada beschlossen worden. Sie war jedoch an die Bedingung geknüpft, der Wada bis zum Jahresende 2018 Zugang zu allen Daten des Moskauer Analyselabors zu gewähren. Nachdem das nun nicht geschehen ist, fordert die deutsche Nada mit der US-amerikanischen Usada und der britischen Ukad, die Russen wieder als „nicht konform“ mit dem internationalen Antidopingkampf zu erklären und weiter zu suspendieren. Wada-Chef Craig Reedie zeigte sich in einer Stellungnahme „schwer enttäuscht“ von den Russen. Noch im September war er felsenfest davon überzeugt, dass alle von der Wada gestellten Bedingungen erfüllt würden. (taz)