Thomas Mauch
hört auf den Sound der Stadt
:

Einen Vorsatz für das neue Jahr, in das man gerade eben erst hineingerutscht ist, könnte man doch beherzigen: musikalisch einfach mal unerschrockener zu sein.

Weil: das knallt. Wie mit durchaus Bekanntem, in neuen Ordnungen miteinander konfrontiert, experimentiert werden kann. Man darf nur keine Scheu haben. Hach, es war einfach toll, wie man da auf dem Tanzboden von feinfühligen DJs, die tatsächlich etwa der ewigen Mopedfahrerhymne „Highway to Hell“ gleich das Frohsinnsmonster „La Macarena“ hinterherknüppelten, ins neue Jahr gescheucht wurde. Unerschrocken und groß.

Ihren ersten Auftritt – unnützes Wissen um die „Autobahn zur Hölle“ herum – hatten AC/DC übrigens an einem Silvesterabend, 1973, in einem Club in Sydney.

Der Blick nach vorn: Am Mittwoch ist schon wieder reichlich was los im Konzertbetrieb – im Schokoladen hat dabei mit Brook Pridemore ein eng mit der New Yorker Antifolk-Bewegung verbandelter Musiker seinen Auftritt, bei dessen fröhlichem Lofi-Schrabbelgitarren-Fuzz-Pop es einem vollkommen egal sein kann, dass Antifolk auch schon wieder in der Rumpelkammer einstmaliger Hypes verräumt wurde (Ackerstr. 169, 20 Uhr, 6–8 €). Eine Tür weiter geht es am Mittwochabend im Ackerstadtpalast (Ackerstr. 169, 20 Uhr, 9–16 €) mit Aeaea noch etwas unkonventioneller zu, weil dieses Improvisationstrio doch einigermaßen eigenwillig besetzt ist mit Saxophon, Theremin und Daxophon. Letzteres Instrument ist für tierische Grunzlaute genauso gut wie für geisterhafte Klänge, eine Art singende Säge in handlicherem Format, die der 2011 verstorbene Wuppertaler Gitarrentüftler Hans Reichel erfunden hat. Und von diesem unerschrockenen Musiker im neuen Jahr mal eine Platte zu hören, das könnte auch ein guter Vorsatz sein.

Oder zeitgenössische Musik aus Tschechien, die in der Konzertreihe „So klingt die Gegenwart!“ in der Botschaft der Tschechischen Republik durchgespielt wird, am Mittwoch mit dem Klaviertrio Solaris 3, das neben Schostakowitsch (kein Tscheche) Stücke der jungen tschechischen Komponisten František Chaloupka, Lukáš Sommer und Jakub Rataj (alle in den 80ern geboren) spielt (Wilhelmstr. 44, 19 Uhr, Eintritt frei). Ein Konzert, das man gleich als Trittbrett für noch mehr neue Musik nehmen kann, die dann vom 16. bis 20. Januar bei Ultraschall auf dem Programm steht. Schalmeien sind bei dem Festival für neue Musik genauso Thema wie analoge Synthesizer. Ein Ziel soll die „Konzentration auf das genaue Hören“ sein. Kann man sich schon auch vornehmen.