Vulkan­inseln

Vor fünf Millionen Jahren – erdgeschichtlich ein Wimpernschlag – stieg 3.700 Kilometer westlich von Kalifornien ein Vulkan aus dem Pazifik. Er gehört zu einer Kette von 128 weiteren entlang der Linie, an der sich die Pazifische Platte unter die Nordamerikanische Platte schiebt. Jener Vulkan, der Mauna Kea, misst heute 10.200 Meter von der Basis am Meeresboden bis zu seinem Gipfel. Damit ist er der höchste Berg der Erde und somit auch der höchste Hawaiis.

Die ersten Menschen, die ihn erblickten, waren Polynesier, die irgendwann zwischen 200 und 800 nach Christus mit ihren Auslegerkanus aus dem Südpazifik kamen. Sie fanden Inseln mit mildem tropischen Klima, einer üppigen Pflanzenwelt und zahlreichen Vogelarten, die es nirgendwo sonst gab.

Die Siedler bildeten eine Stammesgesellschaft, angeführt von Adligen und Priestern. 1778 stieß der britische Seefahrer James Cook mit seiner Flotte auf die Inselkette. Er betrieb Tauschhandel mit den Einheimischen, seine Matrosen infizierten sie mit Geschlechtskrankheiten und sorgten so dafür, dass bis 1860 eine Viertelmillion Hawaiianer*innen – vier Fünftel der einheimischen Bevölkerung – starben. Cook kehrte 1779 nach Hawaii zurück. Weil sich seine Mannschaft respektlos aufführte, kam es zu Streit, bei der Cook den Tod fand.

Hawaii wurde ab 1810 zum Königreich. Seine Souveränität wurde um 1840 von den Vereinigten Staaten, Großbritannien und Frankreich anerkannt. Aber die Begehrlichkeiten der USA nahmen in den folgenden Jahren stetig zu. Hawaii liegt strategisch sehr günstig, und Nutzpflanzen gediehen üppig. 1893 wurde Lili’uokalani, die letzte Königin Hawaiis, auf Betreiben der amerikanischen Zuckerrohr- und Bananenpflanzer gestürzt und ihr Reich von US-Marines besetzt. Die Königin wurde durch einen Präsidenten ersetzt. 1898 wurde Hawaii von Washington als Überseeterritorium annektiert.

Die USA sicherten sich damit vor allem den Flottenstützpunkt Pearl Harbor und für lange Zeit die Seemacht im Pazifik. Nach dem japanischen Luftangriff auf die US-Pazifikflotte im Dezember 1941 waren dort 500.000 US-Soldaten stationiert.

Der asiatische und US-amerikanische Einfluss auf den Inseln des Archipels wurde immer größer. Doch es dauerte bis 1959, als Hawaii nach einer Volksabstimmung der 50. Bundesstaat der USA wurde. Heute leben auf Hawaii noch 120.000 Nachkommen der Ureinwohner und etwa 1,3 Millionen spätere Einwanderer.

Der Konflikt zwischen ihnen setzt sich auch auf dem Gipfel des Mauna Kea fort. Dort wehren sich Ureinwohner gegen einen weiteren Ausbau des astronomischen Observatoriums, unter dessen Kuppeln einige der größten Teleskope der Welt ins All blicken. Der Gipfel des Mauna Kea sei den Göttern vorbehalten, sagen sie.

Stefan Schaaf