Mehr als nur ein zweiter Aufguss

Immer wieder dieselben Geschichten: Das Hamburger Metropolis-Kino zeigt das ganze Jahr über Originale und Remakes im Vergleich

Von Wilfried Hippen

Im Mainstreamkino gibt es so viele Remakes und Fortsetzungen wie noch nie. Im vergangenen Jahr gab es rund 20 Neuauflagen von erfolgreichen Filmen, darunter die inzwischen vierte Version von „A Star Is Born“, „Papillon“, „Deathwish“, „Das Dschungelbuch“ und „Die kleine Hexe“.

Remakes werden eher aus ökonomischen als aus künstlerischen Gründen produziert, aber dies bedeutet nicht automatisch, dass die Neuschöpfungen auch schlechter sein müssen. Es ist immer interessant, das Original mit der Nachschöpfung zu vergleichen und aus diesem Grund zeigt das Metropolis in den kommenden zwölf Monaten in Hamburg eine Reihe mit dem Thema „Original: Remake“. Sie beginnt im Januar mit vier Klassikern aus Hollywood, die jeweils mit ihren Remakes in Doppelprogrammen und mit umfangreichen Einführungen präsentiert werden.

Zu sehen ist etwa der Klassiker „Die zwölf Geschworenen“ von 1957 (26. 1 + 31. 1.), in dem Henry Fonda den einzigen Geschworenen in einem Strafprozess spielt, der nicht von der Schuld des Angeklagten überzeugt ist und sich weigert, der Verhängung der Todesstrafe zuzustimmen. In dem Remake aus dem Jahr 1997 brilliert Jack Lemmon in dieser Rolle, aber mehr als eine gute Kopie ist dem Regisseur William Friedkin damit nicht gelungen.

„In 80 Tagen um die Welt“ (19. 1. + 27. 1.) von Jules Verne wurde 1956 und dann wieder im Jahr 2004 produziert. Das Original ist ein knallbunter Monumentalfilm mit David Niven in der Rolle des Weltreisenden Phileas Fogg, der im Kino in einer Technicolor-Filmkopie in der Originalfassung gezeigt wird. Die Neuauflage ist eher eine Parodie mit Kung-Fu-Kampfszenen, bei der Jackie Chan in der Rolle des gewitzten Dieners Passepartout dem dandyhaft auftretenden Steve Coogan ständig die Show stiehlt.

„Die Fliege“ (22. 1. + 30. 1.) von 1958 ist ein billig produzierter Schwarzweißfilm, der mit einfachen aber sehr effektiven Filmtricks die Geschichte eines Wissenschaftlers erzählt, der eine Maschine entwickelt hat, mit der er Objekte von einem Ort zum anderen teleportieren kann. Bei einem Selbstversuch wird er selber zusammen mit einer Fliege versendet und kommt am Ziel als eine groteske Mischung aus Mensch und Insekt an. Das Remake von 1986 mit Jeff Goldblum in der „Titelrolle“ ist der bekannteste Film von Davis Cronenberg und so erfolgreich, dass dieser selber ein Remake seines Remakes plant.

In dieser Woche beginnt die Reihe mit den beiden Versionen von „Scarface“ aus dem Jahr 1932 und 1983. Beide gelten als Klassiker des Gangsterfilms. In der Version von Howard Hawks (12. 1. + 16. 1.) ist Paul Muni der zum Mafiaboss aufsteigende Gangster, dessen Vorbild offensichtlich Al Capone war. Brian de Palmas Neuinterpretation (12. 1. + 20. 1.) spielt in der Drogenszene von Miami und Al Pacino ist hier ein Exil-Kubaner. Zurzeit wird ein neues Remake produziert, und darin führt der Mann mit der Narbe ein mexikanisches Drogenkartell.