Lars Penning
Filme aus dem Archiv –
frisch gesichtet
:

Die Faszination für die Luftfahrt und Begeisterung für obskure Flugzeuge und retrofuturistische Flugmaschinen ziehen sich durch das Werk des Sohns eines Flugzeugfabrikanten Hayao Miyazaki. Klar, dass der letzte Film des japanischen Anime-Großmeisters „Wie der Wind sich hebt“ (2013) die fiktionalisierte Lebensgeschichte eines Flugzeugkonstrukteurs erzählt. Jiro Horikoshi (1903–-1982) ist ein Mann, der die Fliegerei recht naiv als einen schönen Traum betrachtet und diese Sichtweise auch beibehält, als er in den 1930er Jahren das Kampfflugzeug Zero Fighter entwirft, das die kaiserliche Luftwaffe beim Angriff auf Pearl Harbor einsetzt. Der erklärte Pazifist Miyazaki übersetzt die Unschuld seines Protagonisten auch in dessen Privatleben und erzählt in wunderschönen Sequenzen eine herbeigewehte Liebesgeschichte mit der an Tuberkulose erkrankten Nahoko: Die vom Wind bestimmten Wege eines Papierfliegers, fliegende Hüte und Schirme binden die Liebenden aneinander, schließlich wird der Wind Jiro auch den nahenden Tod seiner Liebsten ankündigen. Am Ende steht ein Traum, der der Schönheit des Zero Fighters Horikoshis Bedauern über die Kriegszerstörungen entgegensetzt: eine vielleicht provokante Ambivalenz, die dennoch Miyazakis Werk treffend zusammenfasst. Alles ist komplex und hat zwei Seiten (OmU, 14. 1., 20 Uhr, Filmrauschpalast).

Ironischerweise ist eine der größten Ikonen des deutschen Kinos der 1920er Jahre eine Amerikanerin. Retrospektiv betrachtet, wirkt Louise Brooks’ Verzicht auf theatrale Mimik und Gestik extrem modern – doch damals hielten nicht wenige Kritiker ihr Unterspielen für schauspielerisches Unvermögen. Ihre vielleicht beste Rolle hatte Brooks in G. W. Pabsts Stummfilm „Die Büchse der Pandora“ (1928), in dem sie als Lulu mit natürlicher Selbstverständlichkeit die Männer (und eine Frau) ins Verderben stürzt, ehe sie in einer Londoner Absteige Jack the Ripper unters Messer gerät. Das Filmorchester Metropolis spielt live die Filmmusik von Peer Raben (11. 1., 20 Uhr, Zeughauskino).

Eine Satire aus dem Nachkriegs-Berlin: In „A Foreign Affair“ (1947) lässt Billy Wilder eine provinzielle republikanische Kongressabgeordnete (Jean Arthur) mit einem opportunistischen Nachtclubgeschöpf (Marlene Dietrich) im Kampf um die Gunst eines flotten Besatzungsoffiziers zusammenprallen. Im Grunde lässt Wilder an beiden Frauen kein gutes Haar: Die Moralvorstellungen der Dame aus dem mittleren Westen entpuppen sich schnell als Heuchelei, während die andere mit einer ziemlich braunen Vergangenheit aufwartet (OmU, 16. 1., 20 Uhr, Babylon Mitte).