das portrait
: Karl-Heinz Hankenkämpft um Bio-Acker

Fordert ein Umsteuern der Agrarpolitik: Karl-Heinz Hanken Foto: Christiane Schlake

Einen offenen Brief an Niedersachsens Agrarministerin Barbara Otte-Kinast (CDU) hat der Öko-Bauer Karl-Heinz Hanken aus dem Landkreis Vechta geschrieben. Unterstützt von der Umweltorganisation Robin Wood wehrt sich Hanken dagegen, dass ihm eine Pachtfläche weggenommen werden soll, damit darauf die Gülle eines Schweinemastbetriebs verklappt werden kann. „Ich wende mich an Sie, weil in Ihrem Ministerium Nachhaltigkeit und Ökologie groß geschrieben werden“, heißt es in dem Brief.

Hanken bewirtschaftet den ehemals elterlichen Betrieb seit 35 Jahren nach den Richtlinien des Anbauverbandes Bioland. Bis es dazu kam, hat er allerdings einen Umweg genommen. Es sei ihm zu eng geworden als junger Mensch auf dem Dorf, erzählt er. Über den Zweiten Bildungsweg studierte er an der FH Agraringenieurwesen und anschließend an der Uni Sozialwissenschaften mit dem Schwerpunkt Agrarsoziologie. Seine Diplomarbeit schrieb er 1980 über die Agrarindustrie.

Zurück aufs Dorf ging er, weil er im Studium zu der Erkenntnis kam, „dass diese Art intensiver Landwirtschaft unsere Lebensgrundlagen zerstört“. Das betreffe eine Schweinehaltung, bei der sich die Tiere gegenseitig die Ringelschwänze abbeißen ebenso wie den Pestizideinsatz und das überschießende Ausbringen von Gülle, wodurch Nitrat ins Grundwasser gelangt.

Seine Eltern hätten sich ein bisschen gewundert, als er zurückkam, erinnert sich Hanken. Tenor: „Jetzt hat der Junge so lange studiert, der muss doch jetzt nicht wieder auf dem Hof anfangen.“ Hanken ließ sich nicht anfechten und fing an, mit seiner Freundin aus dem Studium Gemüse in Mischkultur anzubauen. Sie verkauften die Sachen in Oldenburg an WGs, Leute aus der Alternativszene, die ersten Bioläden. „Das lief auf einer persönlichen Ebene“, erzählt er.

Heute baut er auf 20 Hektar Gemüse, Kartoffeln und Brotgetreide an. 3,5 Hektar sind ihm jetzt gekündigt worden. Dass so eine Fläche an einen konventionellen Mastbetrieb verpachtet werde, sei eine privatwirtschaftliche Angelegenheit, teilt das Landwirtschaftsministerium mit. Die schwarz-rote Landesregierung stelle sich aber dem Problem der Nährstoffe und wolle „mit einem ambitionierten Maßnahmenpaket dazu beitragen, die Überschüsse abzusenken“. Niedersachsen wolle in der kommenden Dekade auch im Ökolandbau Agrarland Nummer eins werden.

Hanken und Robin Wood hätten dafür ein paar Ideen: Sie fordern ein Vorpacht- und Vorkaufsrecht für Ökobetriebe, ein Verschlechterungsverbot für Böden und verbindliche Ziele für den Ökolandbau. Gernot Knödler