Kommentar zum geplanten Böllerverbot: Voll uncool und voll vernünftig

Innensenator Geisel (SPD) will ein eingeschränktes Böllerverbot. Immerhin: ein erster Schritt. Jetzt muss ein Verkaufsverbot folgen.

Zisch und knall und weg mit den Böllern! Foto: picture alliance/Ole Spata/dpa

Dieses Böllerverbot ist zwar nicht der allergrößte Kracher. Was Innensenator Andreas Geisel (SPD) da vorschwebt ist, im Gegenteil, eher das Modell Knallerbse. So richtig weh tun die beiden geplanten Verbotszonen – die Pallasstraße im Schöneberger Steinmetzkiez und der Herrmannplatz in Neukölln – nicht. Und doch: Sie sind besser als nichts, ein erster Schritt.

Denn immerhin kann man Rot-Rot-Grün, sollte die Änderung des Berliner Polizeigesetzes tatsächlich so beschlossen werden, einen Vorwurf nicht mehr machen: Nämlich den, sie wärmten eine Verbotsdebatte bloß zu jedem Jahreswechsel aufs Neue auf, ohne dass die alarmierten Worte zu bürgerkriegsähnlichen Zuständen in den einschlägigen Kiezen und verletzten Einsatzkräften eine politische Konsequenz hätten.

Allerdings hat Monika Herrmann, grüne Bezirksbürgermeisterin von Friedrichshain-Kreuzberg, wohl Recht wenn sie, in seltener Einmut mit der Gewerkschaft der Polizei, twittert, dann werde doch zwei Straßen weiter umso mehr geböllert!

Nun sind Verbotsdebatten aller Art ja insbesondere für die Grünen heikel und in Berlin, wo man ohnehin eher allergisch auf Verbote reagiert – was ja eigentlich ein sympathischer Wesenszug dieser Stadt ist – nochmal doppelt schwierig.

Doch auch wenn man aus Prinzip gegen spießige Verbote ist: Den Krach und den Feinstaub braucht kein Mensch. Weil sich mit dem Polizeigesetz aber kaum ein innenstadtweites Verbot privater Böllerei begründen lässt – welches die Polizei auch ohnehin nicht umsetzen könnte – sind jetzt die Länder in einer gemeinsamen Bundesratsinitiative gefragt.

Eine solche will Berlin laut Geisel anstoßen. Da soll es dann um die Frage gehen, wie man die Gefährlichkeit der angebotenen Ware, O-Ton Geisel, „herunterdimmen“ kann. Es geht also de facto um ein Verkaufsverbot für die dicksten Kracher. Voll uncool? Ja, und voll vernünftig.

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Seit 2011 bei der taz. Leitet gemeinsam mit Sunny Riedel das Ressort taz.eins. Hier entstehen die ersten fünf Seiten der Tageszeitung, inklusive der Nahaufnahme - der täglichen Reportage-Doppelseite in der taz. Davor Ressortleiterin, CvD und Redakteurin in der Berliner Lokalredaktion. Themenschwerpunkte: Bildungs- und Familienpolitik.

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