Angriff ausgenutzt

AfD-Mann Frank Magnitz
befeuert Gewalt-Debatte

Den körperlichen Übergriff hat Frank Magnitz zum medialen Gegenangriff genutzt. Auf dem Gelände des Bremer Theaters war der AfD-Bundestagsabgeordnete am Montag vergangener Woche von einem bisher unbekannten Täter angesprungen worden und ungebremst zu Boden gegangen. Die Nachricht mit einem Bild seiner Verletzungen am Kopf ging viral – auch international. In dieser Woche gelang es ihm, die Debatte über linksextremistische Gewalt zu befeuern.

Die AfD sprach unmittelbar nach der Tat von einem „Mordversuch“ als „Ergebnis rot-grüner Hetze“, da ihr Parteimitglied mit einen „Kantholz“ niedergeschlagen worden sei und dann auf den Kopf des am Boden Liegenden eingetreten worden sei. Nicht bloß aus dem rechten Milieu folgten prompt die Warnungen, dass in Politik und Medien der Linksextremismus verharmlost und die Gewalt gar heruntergespielt werde. Distanzierungen zur Gewalt erfolgten aus dem Bundestag von allen Parteien. Ein medialer Erfolg, der angestrebt war, wie Magnitz in einem parteiinternen Rundschreiben selbst erklärt.

Nach dem Angriff hat Magnitz einen zufällig anwesenden Handwerker gebeten, ihn zu fotografieren. Der Rettungswagen war da noch nicht am Tatort. In den parteiinternen Schreiben, das der taz vorliegt, führt Magnitz aus, dass er sich noch am Abend des Angriffes aus zwei Gründen entschieden hätte, „Aufmerksamkeit“ zu generieren: „Zum einen werden unsere Pressemitteilungen zu nahezu 100 Prozent nicht veröffentlicht. Ein solches Foto anzuhängen ist jedoch ungewöhnlich und mir war klar, dass eine entsprechende Aufmerksamkeit damit erzielt werden würde.“ Zum anderen sei „nur so eine mediale Betroffenheit zu erzeugen“ gewesen. In dem Rundbrief, der am Sonntag an „liebe Mitglieder und Förderer, liebe Parteifreunde“ ging, zeigt sich Magnitz sogleich äußert zufrieden. Eins sei sicher, so der 66-Jährige: „Wir haben die gesamte Nation aufgerüttelt und einen Diskussionsprozess in Gang gesetzt, was uns sonst nie gelungen wäre.“ Für die Tat machte er auch gleich linke Initiativen in Bremen verantwortlich.

Bereits am 11. Januar hatte die Polizei Bremen ein Überwachungsvideo mit dem Tatverlauf veröffentlicht. Zu sehen ist, dass Magnitz von einer Person aus einer dreiköpfigen Gruppe von hinten angesprungen wird und fällt. Die Personen flüchten sofort. Kein Kantholz, keine Tritte. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen gefährlicher Körperverletzung. Andreas Speit