Habeck ist kein Vorbild

Politiker aus Schleswig-Holstein bleiben in den sozialen Netzwerken aktiv und kritisierten Robert Habeck

Spitzenpolitiker aus Schleswig-Holstein haben den Rückzug von Grünen-Bundeschef Robert Habeck von Twitter und Facebook kritisiert. Mehrere Fraktionschefs aus dem Landtag in Kiel, dem Habeck früher selbst angehörte, zeigten für seinen Schritt am Dienstag zwar Verständnis, teilen seine Schlussfolgerung aber nicht. Die Entscheidung sei angesichts der veröffentlichten, sehr privaten Daten nachvollziehbar, sagte CDU-Fraktionschef Tobias Koch der Deutschen Presse-Agentur. „Ich halte das jedoch nicht für den richtigen Weg.“

Koch will weiter auf soziale Medien setzen, die Themen dort jedoch abwägen. Sicherheitsmaßnahmen und Selbstdisziplin seien aber nötig. „Jeder ist nun mal für das verantwortlich, was er von sich gibt – und von einem Profi-Politiker darf man erwarten, dass er das auch hinbekommt“, sagte Koch.

Mit gut 45.000 Nutzern, die ihm auf Twitter folgen, gehört SPD-Bundesvize Ralf Stegner im Norden zu den aktivsten Social-Media-Nutzern. „Man darf sich den Dingen, die man in sozialen Medien negativ findet, nicht unterwerfen“, sagte er. Dieser Bereich dürfe nicht den Hatern (Hassern) überlassen werden. Stegner hat in der Vergangenheit mehr als 44.000 Tweets abgesetzt. „Natürlich gibt es Verführungen in solchen schnellen und niedrigschwelligen Medien“, sagte er. „Ganz wichtige Dinge eignen sich immer noch am besten für analoge Gespräche und nicht für digitale Kommunikation.“ Nutzer müssten darauf achten, den Versuchungen bei Twitter und anderen Netzwerken nicht zu unterliegen.

Für SSW-Fraktionschef Lars Harms ist trotz des Daten-Leaks klar: „Ich lasse mir von Hackern nicht vorschreiben, wo und wie ich mich künftig äußere“, sagte er. „Ich bin allerdings auch kein Mensch, der sein Privatleben im Internet ausrollt oder private Kommunikation über soziale Medien führt.“ Er respektiere Habecks Aussage, dass der aggressive Ton und die Geschwindigkeit sozialer Medien auf ihn abfärbten und zu Fehlern und Zuspitzungen verleiteten. „Aber ich teile sein Problem nicht. Twitter hat mich nicht verändert.“

Unverständnis äußerte FDP-Fraktionschef Christopher Vogt. Er könne verstehen, dass Habeck wegen des Eindringens in seine Privatsphäre angefasst sei. „Ich verstehe aber nicht, warum Twitter für seinen Hochmut in den Wahlkampfvideos verantwortlich sein soll. Grünen-Fraktionschefin Eka von Kalben kann Habecks Entscheidung nachvollziehen, da dessen Familie betroffen sei. „Sie begrüße, dass durch das Löschen der Accounts eine Debatte über den politischen Umgang im Netz angeregt wurde. (dpa)