Wer billig kauft, zahlt drauf

Der insolvente Energieversorger DEG hat zu Unrecht mit der Elphi als Kundin geworben. Tatsächlich beliefert wurde der NDR, der nun rasch einen neuen Anbieter finden muss

Muss nicht aufs Mondlicht hoffen: die Elphi Foto: Christian Charisius/dpa

Von Frieda Ahrens

Der Norddeutsche Rundfunk (NDR) ist von der Insolvenz der Deutschen Energie GmbH (DEG) betroffen. Das bestätigte ein Sprecher des Senders am Montag auf Nachfrage der taz: „Der NDR hat von der Deutsche Energie GmbH Erdgas bezogen“. Gleichzeitig dementierte die Elbphilharmonie das Gerücht, Kundin der DEG gewesen zu sein. Weder Gas noch Strom habe man von dem Unternehmen aus Heilbronn in Baden-Württemberg bezogen.

Damit widerspricht das Konzerthaus einer Darstellung der Deutschen Presseagentur (dpa), die seit dem 21. Dezember zirkuliert – und von diversen Zeitungen und Branchenblättern aufgegriffen worden war.

Der Energieversorger DEG steht seit Ende Dezember vor der Insolvenz. Im Dezember haben die Netzbetreiber der DEG ihren Vertrag gekündigt. Zwei der Betreiber haben gegenüber dpa erklärt, dass die DEG bei ihnen in Zahlungsverzug war. Die DEG selbst äußerte, die Erklärung der Zahlungsnöte wäre ein „komplexer steuerlicher Sachverhalt“. Am 10. Januar hat die Firma mitgeteilt, den Antrag auf Eigenverwaltung im Insolvenzverfahren zurückgezogen zu haben. Das Amtsgericht Heilbronn habe nun ein vorläufiges Insolvenzverfahren angeordnet. Mit der Eröffnung des Verfahrens sei Anfang April 2019 zu rechnen.

Irreführende Werbung

Nach eigenen Angaben hatte die DEG die Elbphilharmonie seit 2017 mit Energie beliefert. In überregionalen Medien war diese Nachricht mehrfach aufgegriffen worden, wie beispielsweise vom Magazin Focus oder von t-online. Tatsächlich hatte die DEG massiv mit der Elbphilharmonie als Kundin geworben. Solche Referenzen gelten neben dem Preis als Kriterium in öffentlichen Ausschreibungen. „Wir können uns nicht erklären, weshalb die Deutsche Energie GmbH uns zu ihren Abnehmern zählt“, sagt Tom Schulz, Pressesprecher der Elbphilharmonie. „Wir waren nicht Kunde“.

Der Energiekonzern wurde 2013 von dem Geschäftsmann Tillmann Raith gegründet. Dessen Unternehmensvita zeigte bereits zuvor Unebenheiten. Der Heilbronner Stimme erzählte Raith, dass seine Firma „Musicstar“ insolvent gegangen sei. Damals zeigte er sich aber zuversichtlich, künftig andere Wege zu gehen: „Seriosität ist wichtig“, sagte er im Februar letzten Jahres.

Ersatzversorgung greift

Für die Kund*innen des Energieanbieters bedeutet die Insolvenz nicht, dass sie von der Stromversorgung abgeschnitten sind: bei den meisten greift eine Ersatzversorgung durch den örtlichen Grundversorger. Das sind zum Beispiel Stadtwerke oder andere größere Energieanbieter; die Ersatzversorgung ist jedoch teurer, weil sie nur für einen Übergangszeitraum gebucht ist.

Deshalb ist der Druck jetzt groß, neue Ausschreibungen zu erstellen. „Eine neue europaweite Ausschreibung wird zurzeit vorbereitet“, sagt Martin Gartzke, Sprecher des NDRs. „Den Zuschlag erhält das wirtschaftlichste Angebot.“

Für die DEG habe man sich deshalb entschieden, weil sie das günstigste Angebot gehabt hätte. Das Risiko, dass solche Geschäftsbeziehungen vorzeitig endeten, müsse man dabei eingehen: „Dass Gas-Lieferfirmen in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten können, wird sich nicht vollständig ausschließen lassen“, gibt Gartzke zu.