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: Now We Wanna Sniff Some Glue!

Der Fußbodenverleger kann die Aufregung nicht verstehen. „Wenn du ein neues Sofa kaufst, riecht das auch erst mal ein paar Tage. Aber da schreibste keinen Artikel!“, sagt er, während er den roten Teppich in die Kante der Treppenstufe klopft.

Die Stimmung unter den taz-MitarbeiterInnen ist mal wieder mies: Das Betontreppenhaus im neuen Gebäude bekommt einen Teppichboden. Seit zwei Wochen arbeiten sich Handwerker vom sechsten Stock in Richtung Erdgeschoss vor. Mit Klebstoff befestigen sie den Stoff – und sorgen für Unmut in der Belegschaft. „Der superekelhafte Chemiegestank vom Teppichkleber zieht in die Redaktionsräume“, heißt es in einer internen Mail.

Der ­Fußbodenverleger kennt diesen Vorwurf. Nachvollziehen kann er ihn nicht. „Ich mache das seit 20 Jahren, ich rieche nichts mehr“, sagt er, während aus dem Kofferradio im Hintergrund leise Musik klingt. „All the kids want to sniff some glue“, singt Joey Ramone vielleicht. Dann nickt der Handwerker in Richtung des Klebstoff­eimers am Boden. „Uzin WK 222“ heißt der Kleister. Ein Produkt ohne Lösungsmittel. „Sehr emissionsarm“, heißt es im Prospekt des Herstellers.

Der Fußbodenverleger hat ohnehin andere Probleme: Bis alles verlegt ist, braucht er locker noch mal zwei Wochen. Zu verwinkelt ist das Treppenhaus, vier- statt zweiläufig, und dann macht sich auch noch der Kollege rar. „Der trinkt den halben Tag nur Kaffee“, sagt der Fußbodenverleger. Eine Aussage, die ihm noch Probleme bereiten könnte. Seinen Namen möchte er deshalb nicht nennen. Tobias Schulze