das portrait
: Martin Kind: Zurück auf Los

Martin Kind hat ein Problem mit 50+1 Foto: dpa

Es läuft nicht für Martin Kind, den Präsidenten von Hannover 96. Sportlich rauscht sein Fußballverein auf die 2. Liga zu und vereinspolitisch musste Kind einen Rückzieher machen. Der 74-Jährige ist Unternehmer durch und durch. Er hat das Hörgeräte-Fachgeschäft seiner Familie zum Marktführer ausgebaut. Auch Hannover 96 möchte er führen wie ein Unternehmen – und es für Investoren öffnen.

In Deutschland wird das jedoch durch die 50+1-Regelung verhindert. Die besagt, dass mehr als die Hälfte der Anteile an der Profifußballsparte beim Verein und damit bei den Mitgliedern liegen müssen. Basisdemokratie statt Kapital. Kind will eine Ausnahme von dieser Regel erwirken, weil er den Verein, wie er sagt, mehr als 20 Jahre gefördert hat. Doch die Deutsche Fußball Liga (DFL) lehnte ab, Kind habe selbst nicht genug Geld investiert. Der 96-Chef zog dann vor ein Schiedsgericht der DFL. Die Entscheidung steht noch aus.

Parallel änderte er aber schon die Satzung der Hannover 96 GmbH & Co. KGaA – der Firma im Geflecht von Hannover 96, die zwischen dem Mutterverein und den Investoren steht. Kind will seine Ziele auch gegen den Protest der Mitglieder durchsetzen. 50+1, so sagte er, sei für ihn kein emotionales Thema. Da gehe es nur um Unternehmens- und Verbandsrecht.Die Satzungsänderung hätte den Geldgebern mehr Einfluss verschafft – und so gegen die 50+1-Regelung verstoßen. Die Strafe der DFL hätte ein Punktabzug oder gar der Lizenzentzug für den Verein sein können.

Nun ist Kind zurück gerudert: „Wir haben immer zum Ausdruck gebracht, dass wir zu Gesprächen mit der DFL bereit sind, wenn es Änderungswünsche gibt“, sagte er. Diese Gespräche hätten nun stattgefunden. „Die jetzige Fassung, mit der wir zufrieden sind, ist das Ergebnis daraus.“ Laut DFL seien die „Neuformulierungen der Satzung“ mit den „satzungsmäßigen Vorgaben der 50+1-Regel vereinbar“.

Am 23. März findet eine Mitgliederversammlung statt. Dort wird ein neuer Aufsichtsrat gewählt. Kind will als Präsident des Vereins dann nicht mehr zur Verfügung stehen. Geschäftsführer der KGaA und damit dem Teil von Hannover 96, bei dem es ums Geld geht, wird er zunächst aber bleiben. Andrea Maestro