Nigeria im Wahlkampf: Schule für alle!

Katsina ist die bitterarme Heimatprovinz von Nigerias Präsident Buhari im Norden des Landes. Hier dreht sich der Wahlkampf ganz um die Bildung.

Wahlplakate von Präsident Buharis Regierungspartei in Katsina

Katsina hat gleich zwei Präsidenten Nigerias hervorgebracht – darunter auch Amtsinhaber Buhari Foto: Katrin Gänsler

KATSINA/DAURA taz | Es ist weit nach 20 Uhr. Doch vor dem Büro von Aminu Bello Masari sitzen noch Dutzende Besucher: Frauen in langen Kleidern, Männer in Boubous, ein lokales Fußballteam in Nigeria-grünen Trainingsanzügen. „Der Gouverneur betet gerade“, vertröstet ein Mitarbeiter die Wartenden.

Nach dem Abendgebet empfängt der 68-Jährige geduldig jeden Besucher in einem riesigen Arbeitsraum. Auf dem Tischchen neben dem Sessel steht eine Dose Red Bull.

Fragen beantwortet der Politiker ruhig, bis er plötzlich laut wird: „Unmöglich“, antwortet er auf die Frage, ob Nigerias Präsident Muhammadu Buhari am 16. Februar die Wahlen verlieren könnte. „Weil es einfach unmöglich ist.“

Eine Niederlage der nigerianischen Regierungspartei APC (All Progressives Congress) in seinem Bundesstaat Katsina werde es „niemals“ geben, fügt Masari an und meint damit auch sich selbst: Zwei Wochen nach der Präsidentschaftswahl tritt er erneut um den Gouverneursposten an.

Unterricht für Kinder von Viehhirten?

Katsina liegt im äußersten Norden Nigerias an der Grenze zu Niger und gehört zu den ärmsten Landesteilen. Im ganzen Nordwesten gingen im Jahr 2013 – neuere offizielle Zahlen gibt es nicht – die Kinder durchschnittlich nicht einmal vier Jahre in die Schule.

Bildung ist aber Masaris Lieblingsthema: „Wir haben mehr als 2.082 Klassenzimmer renoviert, 762 neu gebaut und neun Schulen eingeweiht.“ Unterrichtet werden sollen dort vor allem Kinder von Viehhirten, für den Gouverneur eine Maßnahme gegen steigende Kriminalität. In Katsina haben sich anders als im Nachbarstaat Zamfara noch keine marodierenden Banden ausgebreitet, doch die Angst ist groß.

Ausgerechnet Katsina hat gleich zwei Präsidenten Nigerias hervorgebracht: Umaru Musa Yar’Adua, der 2010 im Amt starb, und Amtsinhaber Buhari, dessen Bilder überall zu sehen sind.

„Nichts für seine Stadt getan“

In seinem Heimatort Daura kramt Aminu Manzoh indes noch ein anderes Plakat hervor: Zu sehen ist ein strahlender Atiku Abubakar, Buharis Hauptkonkurrent von der PDP (People’s Democratic Party). Seit Gründung der PDP vor 21 Jahren – ein Jahr vor dem Ende der Militärherrschaft in Nigeria – ist Manzoh Mitglied, erklärt er auf dem Sofa sitzend im Haus von Freunden mitten in der Kleinstadt direkt neben dem Gefängnis. „Wir haben Nigeria zu dem gemacht, was es ist“, sagt Manzoh überzeugt.

Umso bitterer sei nach sechzehn Jahren an der Macht die Niederlage gegen Buharis APC vor vier Jahren gewesen. Doch deshalb die Partei zu wechseln, wie das Spitzenpolitiker in Nigeria mit bester Regelmäßigkeit tun, daran hat Manzoh nie gedacht, trotz Abwerbeversuchen. „Mehrere Male hat man das versucht. Aber ich bleibe“, sagt er.

So viel Standhaftigkeit erhofft sich Manzoh auch von den übrigen Atiku-Anhängern. „Selbst hier in der Buhari-Stadt will man ihn wählen“, behauptet er.

Der Grund klingt jedoch weniger nach einer Entscheidung für seinen Favoriten, sondern gegen Buhari: „Er hat in den vergangenen drei Jahren nichts für seine Stadt getan. Wir bräuchten eine Universität, die vor allem unsere Mädchen besuchen.“ Denn was Daura brauche, sei Bildung. Wenigstens darin ist der PDP-Aktivist sich mit dem APC-Gouverneur einig.

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