Ausstellungsempfehlung für Berlin: Taktiles Sehen

„Thoughts on Tactility“ bei Schwarz Contemporary vereint Arbeiten, die taktile Signale ausstrahlen. Die taz sprach mit Kathrin Sonntag, einer der beteiligten Künstlerinnen.

Muss man angesichts all der Bilder auf instagram und Galerie-Websiten Ausstellungen überhaupt noch selbst besuchen? Unbedingt. Was würde man sonst nicht alles verpassen. Die taktilen Qualitäten der Kunst zum Beispiel. Jene stehen aktuell im Fokus der Gruppenausstellung „Thoughts on Tactility“ bei Schwarz Contemporary. Die Schau, kuratiert von Galeristin Anne Schwarz und Künstlerin Johanna Jaeger, versammelt Arbeiten von Katinka Bock, Edith Kollath, Kathrin Köster, Helena Petersen, Kathrin Sonntag, Jenna Westra und Jaeger selbst, die sich allesamt mit der „Dimension des Körperhaften“ beschäftigen.

Die Gruppenausstellung "Thoughts on Tactility" ist zu sehen bei Schwarz Contemporary. Mi.–Sa. 12–18 Uhr, bis 23. 2., Sanderstr. 28

Jaeger hält den Tanz eines Baumblattes im Wind auf Video fest; Westra arrangiert und fotografiert weibliche Körperteile in seltsamen, leicht unbehaglichen Szenen; Kathrin Sonntag setzt Fotografien von Objekten zu Fantasiewesen zusammen und im vielleicht schönsten der Ausstellungsstücke ganz plastisch ein Händepaar und eine Vase aus Keramik. Wie sich die wohl anfühlen?

Einblick (760)

taz: Welche Ausstellung in Berlin hat dich zuletzt an- oder auch aufgeregt? Und warum?

Kathrin Sonntag: In der Ausstellung „How to talk with birds, trees, shells, snakes, bulls and lions“ im Hamburger Bahnhof hat mich die Videoarbeit „La Coquille“ beeindruckt – eine extrem reichhaltige und zugleich überraschend persönlich geankerte Unterhaltung zwischen Issa Samb und Antje Majewski.

Sehr gefallen hat mir auch „This land is your land | this land is my land“ im Kunstraum Wedding. Noch ein vielschichtiger Dialog, der sich hier zwischen Arbeiten von Antje Engelmann und Cyrill La­chauer entfaltet.

Welches Konzert oder welchen Klub in Berlin kannst du empfehlen?

Wenn man mal Pause machen will, kann ich die Lunchkonzerte im Foyer der Philharmonie empfehlen. Die sind immer dienstags um 13 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Kathrin Sonntag (*1981 in Berlin) hat an der Universität der Künste Berlin bei Lothar Baumgarten studiert. Ihre Arbeiten untersuchen die Bedingungen des Sehens, Wahrnehmens und Erkennens und waren bis dato in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen zu sehen, u. a. im KINDL Zentrum für Zeitgenössische Kunst in Berlin, dem Salomon Guggenheim Museum in New York, im Aspen Art Museum in Colorado und im Kunstverein in Hamburg.

Welche Zeitschrift/welches Magazin und welches Buch begleiten dich zurzeit durch den Alltag?

Bei einem Streifzug durch ein Antiquariat habe ich gerade einen alten Fotoband von Alfred Stieglitz entdeckt, der mich mal wieder daran erinnert hat, dass Fotografie ein großartiges Werkzeug ist, um den eigenen Blick auf die Welt mitzuteilen. Ansonsten höre ich sehr gerne Podcasts. Aktuelle Favoriten sind: Ear Hustle, Invisibilia und Radiolab.

Was ist dein nächstes Projekt?

Im Moment habe ich Zeit, ein paar liegengebliebene Projekte wieder in die Hand zu nehmen. Unter anderem ein Buchprojekt, das die Beziehung und Verstrickung zwischen Mensch und Tier unter die Lupe nimmt.

Welcher Gegenstand/welches Ereignis des Alltags macht dir am meisten Freude?

Duschen – da kommen mir irgendwie oft gute Ideen.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.