Kleiner und weniger Müll

Lange wurde über die Zukunft der Thaiwiese in Wilmersdorf gestritten. Am Samstag wurden nun im Bezirksamt zehn studentische Entwürfe vorgestellt

Die Thaiwiese im Sommer 2018: kultig, nur leider vollkommen illegal Foto: André Wunstorf

Von Marina Mai

Wenn die Studenten Lena Anne Sommer und Robin Schick entscheiden könnten, dann sähe die Zukunft des Preußenparks in Wilmersdorf so aus: Der Spielplatz wird ins Parkinnere versetzt. Am nordöstlichen Rand entsteht ein Multifunktionsgebäude, wo Fans der thailändischen Küche an den Sommerwochenenden Geschirr leihen können, um auf der Thaiwiese Essen zu kaufen. Die Thaiwiese selbst nimmt nur noch einen Bruchteil ihres bisherigen Platzes ein und besteht aus mobilen Ständen, die nach den Wochenenden in das Multifunktionsgebäude gefahren werden.

Gemeinsam mit neun anderen Entwürfen präsentierten Studierende der Landschaftsarchitektur am Samstag ihre Masterarbeiten im Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf vor Anwohnern und thailändischen Verkäuferinnen. Die Arbeiten sollen den Bürgerdialog des Bezirksamts zum Preußenpark einleiten, der außerhalb von Wilmersdorf besser als „Thaiwiese“ bekannt ist. Hier bieten im Sommer thailändische und andere asiatische BerlinerInnen fernöstliche Gerichte und Getränke an. Die Szene ist Kult, aber vollkommen illegal. Denn die VerkäuferInnen zahlen weder Miete noch Steuern, und die Lebensmittelaufsicht überwacht die Hygiene nicht – zum Unmut vieler Anwohner. Eine Dunstwolke liegt im Sommer über dem Park, Ungeziefer macht sich breit. Anwohner klagen über Lärm und über Gäste, die in ihren Vorgärten urinieren.

„Der Preußenpark ist völlig übernutzt“, findet Umweltstadtrat Oliver Schruoffeneger (Grüne), „der Bezirk will ihn wieder in eine echte Grünfläche verwandeln und die verschiedenen Nutzungen miteinander vereinbaren.“ Dazu hat Charlottenburg-Wilmersdorf Geld in den Haushalt eingestellt. In diesem Jahr will der Bezirk aus den zehn studentischen Arbeiten eine auswählen, diese weiterentwickeln und Aufträge ausschreiben. Gebaut werden soll erst 2020.

Vieles haben die Entwürfe gemein: Das vorhandene Grün soll erhalten bleiben und neue Pflanzungen hinzukommen. Alle wollen die thailändische Gastronomie verkleinern, legalisieren und umweltverträglicher gestalten – indem es etwa kein Wegwerfgeschirr mehr gibt. Unterschiede gibt es im Detail: Einzelne Studenten wollen Nachbarschaftsgärten, Kino oder künstlerisch gestaltete Sitzmöglichkeiten integrieren. Ein anderer Student forderte, die Werbung in Medien und Reiseführern für die Thaiwiese zu reduzieren. Denn zu viele Besucher vertrage die Grünfläche nicht. Das kam bei vielen Anwohnern der Veranstaltung gut an. Sie präferierten Entwürfe, die die Grünfläche einfach Grünfläche sein ließen.

Später kam es zu tumultartigen Szenen. Zwei Frauen wurden des Saales verwiesen, weil sie die Bühne nicht mehr freigaben. „Warum dürfen die Thais verkaufen, ohne Steuern zu zahlen, ohne Regeln, und ich muss Steuern und Gebühren bezahlen?“, riefen sie immer wieder. Auch wenn die unkultivierte Art der Frauen bei den rund 200 Gästen im Saal abgelehnt wurde, ihre Botschaft wurde geteilt. Ein Mann forderte seine Nachbarn auf, sich im Sommer im Preußenpark zum gemeinsamen Flohmarkt zu treffen, ohne Gebühren zu zahlen. „Gleiches Recht für alle!“, rief er. Andere Gäste wünschten sich mehr Personal für das Ordnungsamt, um bereits 2019 die Verkaufstätigkeit einzudämmen.

Wenig optimistisch haben die knapp zehn thailändischen Besucherinnen die Veranstaltung verlassen. „Für uns ist die Thaiwiese ein Familientreff. Ich kann mir keinen Urlaub leisten und genieße dort den Sommer“, sagten die Frauen der taz. Die Probleme sähen sie eher bei Angehörigen anderer Nationalitäten, die in den letzten Jahren vor Ort illegale Glücksspiele betrieben oder mit Drogen handelten. Während die Thailänderinnen anfangs der taz erklärten, sich einen Verkauf asiatischer Pfannengerichte auf legaler Grundlage vorstellen zu können, „wenn die Miete nicht zu hoch ist“, sah das am Ende anders aus. „Wenn ich nur am Wochenende verkaufen darf, lohnt sich die Gewerbeanmeldung nicht“, sagte eine Frau. Und eine andere fürchtete, dass die Kunden wegbleiben, wenn die Preise durch Standmiete, Steuern und Leihgeschirr steigen.