Streik gegen die Ungerechtigkeit

Zu wenig Personal, zu wenig Geld, zu hohe Arbeitsbelastung: Schulsozial*arbeiterinnen, Erzieher*innen und Lehrer*innen gingen am Dienstag für höhere Löhne und mehr pädagogisches Fachpersonal auf die Straße

Laut der OECD verdienen Lehrer*innen in Deutschland verhältnismäßig gut. Die Jahreseinkommen in US-Dollar beziehen sich jeweils auf 2017:

Luxemburg: 102.505

Deutschland: 70.693

Kanada: 65.474

Irland: 60.053

Niederlande: 58.036

Japan: 51.593

Österreich: 49.961

Norwegen: 47.687

Schweden: 44.891

Italien: 34.444

Polen: 25.553

Litauen: 19.696

Von Stefan Simon

Rund 800 Menschen haben am Dienstag nach Gewerkschaftsangaben für eine bessere Bezahlung der angestellten Lehrer*innen, Erzieher*innen und Schulsozialarbeiter*innen in Bremen demonstriert. „Bildung ist Mehrwert“ und „Schulsozialarbeit ist kein Kaffeekränzchen“ stand auf den Pappschildern der Demonstrant*innen, die sich auf dem Marktplatz zu einer Kundgebung versammelt hatten.

Anlass waren die laufenden Tarifverhandlungen im öffentlichen Dienst für rund eine Million Beschäftigte. Die Gewerkschaft fordert sechs Prozent mehr Gehalt und mindestens 200 Euro mehr bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. 100 Euro mehr im Monat ist das Ziel bei Praktikant*innen und Auszubildenden.

Fehlendes Personal, hohe Arbeitsbelastung, fehlendes Geld für Investitionen: Diese Pro­bleme gebe es an allen Bremer Schulen, sagt Dietmar Paetsch, Lehrer in Blumenthal. Auch er beteiligte sich am Warnstreik. „Ich arbeite an einer der wenigen Schulen ohne offene Stellen.“ Dennoch fehle es auch an seiner Schule an Personal. Die Belastungen während des Unterrichts seien spürbar. „Wenn wir zu zweit im Unterricht wären, könnten wir uns individuell um manche Schüler kümmern“, sagt er. Grundsätzlich meint Paetsch, sei der Bedarf an pädagogischem Personal höher als er vom Land Bremen gewährleistet werde.

Ungerecht findet Paetsch auch die Gehaltslücken zwischen verbeamteten und angestellten Lehrer*innen. „Die Differenz beim Einstiegsgehalt liegt schon bei 300 Euro netto im Monat. Wenn ich dann in den Ruhestand gehe, liegt der Unterschied bei 600 Euro“. Solidarität zeigt Paetsch für die Schulsozialarbeiter*innen. Deren Gehalt sei viel zu gering, sagt er. Vor allem an Brennpunktschulen oder an Schulen mit Inklusionsklassen läge der Anteil der Schulsozialarbeiter*innen teilweise bei einem Drittel des Gesamtpersonals. „Das betrifft fast nur Ober- und Gesamtschulen.“ An Gymnasien gebe es kaum Inklusionsklassen.