Obdachlose brauchen Solidarität

Ein Aktionsbündnis ruft zur Demonstration für die ganztägige Öffnung des Winternotprogramms auf

„Es ist ein ewiger Kreislauf aus Hindernissen“

Max Bryan, Aktionsbündnis Hamburger Obdachlose

Von Carlotta Hartmann

Mit auf den Boden gesprühten Körperumrissen hat das Aktionsbündnis Hamburger Obdachlose am Donnerstag direkt vor der Sozialbehörde an die vier Kältetoten in diesem Winter erinnert. Gewissermaßen als Vorbereitung für die Samstag anstehende Demo, mit der das Bündnis die ganztägige Öffnung des Winternotprogramms fordern wird. Unterstützung bekommen sie etwa vom Hamburger Sozialverband (SOVD) und der Linksfraktion der Hamburgischen Bürgerschaft.

Rund 800 Schlafplätze stellt die Stadt im Rahmen des Winternotprogramms Obdachlosen zur Verfügung. Das Problem: Die Stunden von 9.30 bis 17 Uhr müssen die Menschen draußen oder in Tagesaufenthaltsstätten verbringen. Besonders für Kranke oder Menschen mit Gehbehinderung sei das ein großes Problem, sagt Max Bryan, Mitbegründer des Bündnisses. Viele der Tagestreffpunkte seien außerdem nur unter der Woche geöffnet. Die Obdachlosen müssten weite Strecken zurücklegen. „Das ist ein ewiger Kreislauf aus Hindernissen“, sagt Bryan.

Sozialsenatorin Melanie Leonhard (SPD) begründete die allmorgendliche Schließung im Interview mit der taz unter anderem damit, dass die Unterkünfte gereinigt werden müssen. Cansu Özdemir, Fraktionsvorsitzende der Linken, hat in den vergangenen Jahren immer wieder die ganztägige Öffnung des Winternotprogramms beantragt. „Menschen können auch tagsüber erfrieren“, sagt sie und spricht von einer „krassen Verelendung“.

Auf ihre Anfrage nach den möglichen Kosten einer ganztägigen Öffnung konnte der Senat bisher nicht antworten. Trotzdem lobt Özdemir das Winternotprogramm auch: Alle Obdachlosen hätten dort einen Schrank und ein eigenes Bett. „Wie wichtig das ist, können sich viele gar nicht vorstellen“, sagt Özdemir.

Das Bündnis für Hamburger Obdachlose fordert aber neben einer ganztägigen Öffnung auch verbesserte Zustände. „Viele meiden die Unterkünfte aus Angst vor Gewalt“, sagt Maria Westberg (Linke) vom Bündnis.

Auch Klaus Wicher vom Hamburger Sozialverband weiß, dass es mit einer ganztägigen Öffnung des Winternotprogramms nicht getan ist. Der Sozialverband fordert, dass die Stadt jährlich 5.000 Wohnungen baut. Bei knapp 2.000 Obdachlosen in Hamburg müsse die Stadt aber kurzfristig Hilfe bereitstellen – „unabhängig von Geschlecht oder Hautfarbe“, sagt Wicher. Das Winternotprogramm zeige den richtigen Ansatz, aber es fehle der politische Wille.

Demo „Wintermove – Hamburg gegen die Kälte“: Samstag, 13 Uhr, Spielbudenplatz