Müssense durch

Worum geht es bei den Streiks und was bedeutet das für alle?

Heute um 10.30 Uhr treffen sich streikende MitarbeiterInnen des öffentlichen Dienstes am Alex – um 11.3o Uhr hat die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi zudem zur Demo am Brandenburger Tor aufgerufen. Zeitgleich stocken Tarifverhandlungen in der BVG, weswegen deren MitarbeiterInnen am Freitagmorgen streiken und damit wohl fast den kompletten Nahverkehr lahmlegen – nicht betroffen ist die S-Bahn.

Bei der BVG verhandelt Verdi mit dem Kommunalen Arbeitgeberverand um einen neuen Manteltarifvertrag für rund 14.500 Beschäftigte. Die ArbeitnehmerInnen fordern u. a. weniger Arbeitszeit bei vollem Lohnausgleich für alle, die 39 Stunden arbeiten.

Bei ErzieherInnen, LehrerInnen und Landesbediensteten bei Polizei und Feuerwehr, in Bibliotheken, der Verwaltung geht es in den Verhandlungen zum Tarifvertrag der Länder um 6 Prozent mehr Lohn, mindestens aber 200 Euro. Für Azubis fordert Verdi eine Übernahmegarantie. Ende Januar und Anfang Februar gab es erste Verhandlungen, die nächsten stehen für den 28. Februar an. Die ArbeitgeberInnen lehnten die Forderungen als unfinanzierbar ab. Bundesweit sind 2,3 Millionen Beschäftigte betroffen.

In Berlin stehen besonders ErzieherInnen im Fokus: Rund 13.000 sind in landeseigenen Kitas oder Schulhorten beschäftigt. Sie verdienen mehrere hundert Euro weniger als ihre KollegInnen in anderen Bundesländern.

Ein Problem, dass die Berliner ErzieherInnen haben: Ihre Streikmacht ist eingeschränkt, weil nur gut ein Fünftel der Kitaplätze landeseigene sind.

Trotz der Streiks sind ArbeitnehmerInnen leider nicht von der Pflicht entbunden, pünktlich am Arbeitsplatz zu erscheinen. Viele Schulen und Kitas haben Notbetreuungen eingerichtet, es kommt aber zu Unterrichtsausfällen. Bei Komplettausfall müssen sich Eltern bei angekündigten Streiks wie diesem selbst um alternative Betreuungen wie Babysitter (selbst zahlen!), Freunde und Verwandte kümmern.

Besser ist es, vor drohenden Streiks rechtzeitig mit ChefInnen über Lösungen zu sprechen. Vielleicht ist es möglich, Überstunden abzubummeln, Home-Office zu machen, unbezahlt freizunehmen oder Kinder mit zur Arbeit zu nehmen?

Bei angekündigten Kita-Streiks wie diesem ist es rechtlich zumutbar, Urlaubstage zu opfern. Immerhin müssen ChefInnen diese bei Streiks in der Regel genehmigen. Nur bei unangekündigten und spontanen Streiks und wenn sich partout niemand für die Betreuung findet, dürfen ArbeitnehmerInnen laut Verdi-Website bezahlt zu Hause bleiben.

(akl, sum, gjo)