Das war auch
: taz nord voller Nicht-Männer

Ob die behaarten Beine wirklich einem Mann gehören? Für diese Diskussion blieb keine Zeit

Wie jetzt, nur Frauen? In der Vorbereitung auf die Frauentags-taz rauchten in der taz nord die Köpfe. Nur Nicht-Männer, so hatten es sich zwei Berliner Kolleginnen überlegt, sollten schreiben, auf Bildern zu sehen sein und zu Wort kommen. Dass die Artikel nur von Frauen geschrieben werden, erschien umsetzbar. Trotz des unausgewogenen Geschlechterverhältnisses in den Redaktionsbüros in Bremen und Hamburg: Von zehn Redakteuren haben sieben eine Vollzeitstelle – und nur drei von neun Redakteurinnen. Doch es gibt ja freie Autorinnen.

Frauen-Bilder, dachten wir, seien kein Problem. Werden doch mit Frauenkörpern die abwegigsten Themen bebildert. Kurz vor Andruck mussten wir auf Bitte aus Berlin ein Foto austauschen. Darauf waren behaarte Beine zu sehen. Ob sie wirklich einem Mann gehören? Für diese Diskussion blieb keine Zeit.

Als richtig schwierig erwies sich die Aufgabe, nur Frauen auftreten zu lassen. So schlug eine Praktikantin in der Redaktionskonferenz am Donnerstag vor, etwas über das Aussterben des Stints in der Elbe zu machen. Ein gutes taz-Thema: Umwelt, Tiere, Wissenschaft. Aber chancenlos. Der Fischforscher: ein Mann. Und die Fischer? Gegenfrage: Wie oft haben Sie schon das Wort Fischerin gelesen?

Auch über die Fortsetzung des Mordprozesses gegen den ehemaligen Krankenpfleger Niels Högel konnten wir nicht schreiben. Angeklagter und Richter sind Männer – und obwohl Högel die Taten in der Frauendomäne Krankenhaus begangen hat, sind die wichtigsten Zeugen: Männer.

Fündig wurden wir in der Landespolitik. In Hamburg kandidiert mit der stellvertretenden Bürgermeisterin Katharina Fegebank eine grüne Spitzenkandidatin für die Bürgerschaftswahl 2020. Auch in Bremen sind drei von fünf Spitzenkandidaten der demokratischen Parteien weiblich. Die beiden Männer heißen dann eben mal „männliche Spitzenkandidatinnen“. Diese sperrige Formulierung entlarvt die oft gelesene von dem weiblichen Politiker als das, was sie ist: groben Unfug.

Und so ging das Konzept auf. Es zeigte, wie leicht es ist, die Zeitung mit Männern zu füllen – und wie unsichtbar hingegen nach wie vor Frauen sind. An diesem Tag war es anders. Eiken Bruhn

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