„Die Toiletten sind echt ekelhaft“

Weil ihre LehrerInnen streiken, müssen die Berliner GrundschülerInnen Lenja, Vera und Albert am Dienstag und Mittwoch nicht in die Schule. Was halten die ViertklässlerInnen vom Tarifstreit im öffentlichen Dienst?

In mehreren Bundesländern streiken in dieser Woche Angestellte des öffentlichen Dienstes, davon betroffen sind auch Kitas und Schulen. Am Dienstag legten allein in Berlin 10.000 Beschäftigte ihre Arbeit nieder. Die Gewerkschaften fordern 6 Prozent mehr Lohn, mindestens aber 200 Euro, darüber hinaus strukturelle Verbesserungen in der Eingruppierung. Die dritte Verhandlungsrunde ist am Donnerstag.

Interview: Leonie Schöler

taz: Heute und morgen fällt bei euch der Schulunterricht aus, denn die Lehrkräfte streiken. Wie findet ihr das?

Albert: Ich nehme das positiv auf, denn ich kann heute mit meinen Freunden spielen und hier in der taz sein. Aber ich verpasse den Kunstunterricht, denn der ist nur einmal in der Woche.

Vera: Ich sehe das erst mal negativ, weil ich eine gute Schülerin sein möchte und heute nichts lerne. Außerdem ist am Donnerstag Fasching und dadurch verpasse ich jetzt drei Tage Unterricht. Obwohl freihaben eigentlich schon geil ist!

Lenja: Ich möchte auch lieber lernen, aber meine Lehrerin hat mir erzählt, warum die Streiks für sie wichtig sind. Deswegen sehe ich den Streik nicht negativ.

Wurdet ihr denn in der Schule über die Streiks informiert oder wie habt ihr davon erfahren?

Vera. Wir haben einen Zettel in der Schule für unsere Eltern mitbekommen.

Lenja:Meine Erzieherin hat mit uns darüber gesprochen. Sie ist beim Streik dabei, findet es aber nicht gut, dass sie nun schon wieder auf die Straße ­gehen müssen. Aber er ist notwendig, wenn sie bisher nicht erfolgreich waren.

Albert: Mein Klassenlehrer hat erzählt, dass sie wieder streiken, weil sie mehr Lohn haben wollen. Meine Mutter hat dann in einer E-Mail davon erfahren.

Eure LehrerInnen fordern mehr Gehalt für sich. Findet ihr das gerechtfertigt oder sollten von dem Geld lieber mehr Lehrkräfte und bessere Toiletten bezahlt werden?

Vera: Die Toiletten sind am wichtigsten! Die sind echt ekelhaft.

Albert: Ich finde es besser, wenn die Lehrkräfte mehr Geld bekommen, denn die Toiletten sind ja wegen der Schülerinnen und Schüler so ekelig. Die Kinder könnten die echt mal etwas sauberer halten.

Lenja: Für mich persönlich sind Toiletten am wichtigsten, für die LehrerInnen das Gehalt. Mehr Geld würde ich mir wünschen für die Renovierung der Schule. Unsere Wände könnten mal gestrichen werden oder schöne Bilder aufgehängt.

Worin könnte in der Schule sonst noch investiert werden?

Vera: In Spielzeuge könnte investiert werden oder dass die Schule Balkone bekommt.

Albert: Bei uns an der Schule wurde mal geklaut, Überwachungskameras wären cool, aber vielleicht etwas übertrieben. Aber es sollte Schließfächer geben!

Mehr Gehalt für eure Lehrkräfte könnte bedeuten, dass sie bessere Laune haben. Wäre es das nicht wert?

Foto: taz

Albert, Vera und Lenja (hier nicht im Bild) sind neun Jahre alt und besuchen jeweils die vierte Klasse an Berliner Grundschulen. Wenn sie nicht gerade in der Schule sitzen, machen sie am liebsten Sport.

Lenja: Ich glaube, dass sie viel glücklicher wären, wenn sie mehr Gehalt bekommen, und wollen dann bestimmt auch viel lieber mehr arbeiten

Albert: Andere wollen einfach ihre Wohnung bezahlen und es sich gemütlich machen, wenn sie freihaben. In der Schule arbeiten sie vor allem, weil sie gerne mit Kindern arbeiten. Das haben mir meine Lehrerinnen und Lehrer erzählt.

Seid ihr froh, wenn die Schule wieder weitergeht, oder freut ihr euch, wenn eure LehrerInnen öfter streiken?

Lenja: Man freut sich immer, wenn man freihat, aber auch, wenn die Schule weitergeht.

Vera: Ich finde es gut, wenn die Schule weitergeht, hoffe aber, dass die Lehrkräfte mehr Geld bekommen. Wenn nicht, müssen sie weiter streiken.

Albert: Mal schauen, ob ich mich dann freue. Manchmal ist Schule langweilig, obwohl man ja Spaß haben sollte am Lernen. Aber ich habe eine sehr witzige Lehrerin, auf die ich mich freue, und ich möchte auch meine Freunde wiedersehen.