Bye-bye, Brimborium!

Die Shortlist für den Preis der Nationalgalerie in Berlin wurde präsentiert – sehr anders als 2017

Von Brigitte Werneburg

Im kommenden Herbst wird er schon zum zehnten Mal verliehen: der Preis der Nationalgalerie. Die im Jahr 2000 ins Leben gerufenen Auszeichnung will die zeitgenössische Kunst einer breiteren Öffentlichkeit nahebringen und lenkt deshalb alle zwei Jahre die Aufmerksamkeit auf die innovative Leistung junger Künstler*innen unter 40 Jahren. Bevor der Preis aber vergeben werden kann, muss eine Jury die Longlist der vorgeschlagenen Künstler*innen in eine Shortlist verkürzen.

Nachdem diese Jury, bestehend aus Nikola Dietrich, Direktorin des Kölnischen Kunstvereins, der Schriftstellerin und Filmemacherin Doris Dörrie, der Herausgeberin der Zeitschrift South as a State of Mind, Marina Fokidis, dem Schauspieler Ulrich Matthes und der Direktorin der Istanbul Biennale, Bige Örer, über die 70 Kandidat*innen beratschlagt hatte, war es am Freitagabend so weit.

Im Rahmen der Shortlist-Party wurden die vier Nominierten bekanntgegeben: Pauline Curnier Jardin, 1980 in Marseille geboren und heute in Berlin-Friedrichshain lebend, war 2017 mit einer filmisch-installativen Arbeit auf der Biennale von Venedig vertreten; Simon Fujiwara, 1982 in London geboren und ebenfalls in Berlin beheimatet, machte zuletzt mit seinem Nachbau des Anne-Frank-Museum in Amsterdam auf sich aufmerksam; Flaka Haliti, 1982 in Prishtina im Kosovo geboren und heute in München tätig, arbeitet skulptural und installativ und wurde jüngst mit dem Ars-Viva-Preis ausgezeichnet; schließlich Katja Novitskova, 1984 in der estländischen Hauptstadt Tallinn geboren, pendelt sie zwischen Amsterdam und Berlin und wird der Post-Internet Art zugerechnet.

Notwendigerweise neu waren nicht nur die Namen der Künstler*innen, neu war auch das Procedere der Bekanntgabe. Als zuletzt im November 2017 der Preis an Agnieszka Polska ging, veröffentlichten sie und ihre Mitstreiterinnen von der Shortlist eine Erklärung, in der sie die Vergabe mit ihrer endlosen Reihe von Ansprachen und Auftritten kritisierten, in der sie eher als eine Feier des Sponsors BMW und der Institution Nationalgalerie als eine der Künstlerinnen und deren Werk erkannten.

Nun ist zwar die Bekanntgabe der Shortlist nur die Vorstufe zur Preisvergabe am 12. September, doch die Kritik hat offenkundig Wirkung gezeigt. Statt bei BMW am Kurfürstendamm fand die Bekanntgabe nun im Hamburger Bahnhof, Museum für Gegenwartskunst, statt. Die Gäste durften ihre Getränke selbst bezahlen. Brimborium, wie etwa Laufbandschriften mit den Namen aller zuvor Gekürten, fiel auch aus. Statt dessen kam Dorothée Brill, Kuratorin der Nominierten-Ausstellung, die am 16. August eröffnen wird, nach kurzen Begrüßungen gleich zur Sache und gab Namen und Begründung der Jury bekannt.