Strippenzieher und Gentleman

Richard Gere als nicht unsympathischer Lobbyist: Der Jüdische Filmclub in Hamburg zeigt Joseph Cedars etwas unentschlossene Komödie „Norman“

Die teuersten Schuhe von New York? Für Norman Oppenheimer (Richard Gere, l.) werden sie Folge haben F: Sony Pictures/Metropolis

Von Alexander Diehl

Kümmerer? Problemlöser? Mittelsmann für Illegales? Wie übersetzt man so einen „Fixer“? Der taucht im Original-Untertitel von Joseph Cedars Film auf, dem ersten, den der israelische Regisseur auf Englisch gedreht hat; die Geschichte des „moderaten Aufstiegs und tragischen Falls“, eben, eines „New York Fixers“ namens Norman. Es mag also Pragmatismus gewesen sein, der den deutschen Verleihtitel zusammenschnurren ließ auf den Vornamen der Hauptfigur. Ein New Yorker Jude aber, der nicht taugt zur Leinwand für allerlei Nachgeborenenprojektion? Vermintes Terrain, zumal aus deutscher Sicht.

Sympathisch ist er ja, dieser Norman Oppenheimer, den hier ein später Richard Gere ganz wunderbar spielt in seiner Fahrigkeit, seinem ständigen Unter-Strom-Stehen und dabei dieser nie verschwindenden, manchmal beinahe überhandnehmenden Melancholie; aber sympathisch eben nicht auf den ersten Blick. Er hat schon seine Fremdschämqualitäten, wenn er auch nach mehrmaliger Aufforderung nicht lockerlässt, diese wahnsinnig gute Geschäfts­idee zum Vortrag zu bringen (oder auch nur eine Visitenkarte loszuwerden). Denn das ist sein Geschäft: Menschen miteinander in Verbindung bringen, Gefälligkeiten erweisen – und einfordern erst recht.

Es könnte dieser Norman als modern man schlechthin durchgehen: Urban, vielleicht entwurzelt, ganz sicher aber einsam ist er, da hilft nicht mal der Gang in die Synagoge, den er auch nur unternimmt, wenn er nicht damit rechnen muss, irgendwem zu begegnen. Nach Hause gehen sehen wir Norman nie, immer nur durch New York streifend, die Smartphonestöpsel im Ohr und einen Gesprächspartner in der Leitung.

Oder einen, der eben gerade nicht rangeht. So wie der israe­lische Premierminister Micha Eshel (Lior Ashkenazi), den Norman noch kennt aus der Zeit als stellvertretender Handelsminister – in einer Regierung, die weniger lang halten werde, sagt er, als diese Schuhe da. Diese wundervollen Lederschuhe, die Norman ihm prompt schenkt: ein Investment, das Folgen haben wird.

Hier erzählt ein israelischer Regisseur eine israelische Geschichte beinahe ohne jede Erwähnung gerade auch deutscher Fetischthemen: Ja, es wird auch mal „der Konflikt“ erwähnt. Aber es geht eben um eine höchst lebendige demokratische Kultur. Und Cedar schert sich offensiv wenig darum, wie nahe die Klischees liegen von reichen Ostküstenjuden und strippenziehender Israellobby. Eine sehr heilsame Angelegenheit – zumal für deutsche Zuschauende.

OF, mit Einführung: Do., 21. 3., 19 Uhr, Hamburg, Metropolis